Kein Stress, keine Hektik, keine Kompromisse! Mit dem Hugo Siegmeth Quartet war eine Band im Birdland Jazzclub zu hören, die zu den interessantesten Projekten der süddeutschen Szene gehört. Der Münchener Saxophonist und seine Mannen spielten mit Intellekt und Sinnlichkeit, Energie und Gefühl.
Zwei Gesichter zeigt das Hugo Siegmeth Quartet in den zwei Sets, eines, das die Kunst der Entschleunigung auf’s Beste beherrscht, aus der Entdeckung der Langsamkeit Atem schöpft, einen Standard wie Cole Porters „I’d Love You“ allemal spannend ohne irgendwelche gewollt arrangierten Gimmicks entfaltet im sanften Schleier des Geheimnisvollen. Hugo Siegmeth ist ein Meister der Reduktion. Kein Skalensurfer, kein vordergründiger Feuerwerker, kein Girlandenbläser, sondern, obwohl er das Alles auch kann, ein Musiker, der sehr bewusst auch auf die Kraft der nicht gespielten Noten setzt, der in knappen Strichen seine Soli skizziert, dabei Spannungsbögen setzt, deren sparsame Melodiosität zuweilen an Sonny Rollins erinnert wie der luftige Ton Stan Getz: Einheit der Gegensätze. Siegmeths zumeist aus konkreten Anlässen oder Erinnerungen entstandene Kompositionen haben im wahren Sinne des Wortes malerische Qualität, evozieren Bilder und Assoziationen, erzählen kleine Geschichten, die sich unaufgeregt zutragen und mit gelassenem Herzen reflektiert werden. „Under the Tree“ ist so ein Stück, das in ruhigem Fluss ein sanftes Bild vom Sommer entwirft, sorglos, zweckfrei, genießerisch; „Mondbahn“ auch: Ruhe ohne esoterischen Weichzeichner, innere Kraft in wie selbstverständlicher Bewegung. Zu solchen Bildern passt das Pianospiel Carsten Daerrs wie John Lennons distanzierte Ironie zu Paul McCartneys melodiösem Genie: Der für Michael Wollny kurzfristig eingesprungene Pianist spiegelt die Stimmungen in behutsam hörendem Intellekt ohne sie zu konterkarrieren, unterstreicht durch sein tastendes, eher etwas herbes und im guten Sinne ungefälliges Spiel die Qualität der Stücke.
Nicht dass es nicht auch mit Powerplay ginge: Zweites Set, zweites Gesicht! Aus versammelter Kraft kann es ganz schön heftig herausblitzen, kann sich geballte Hingabe entladen, elementare Wucht und heißes Magma – nicht zuletzt auch im Groove von Bastian Jütte am Schlagzeug und Henning Sieverts am Bass. Die viersätzige „Suit? Româneasc?“ – Höhepunkt und Quintessenz des Konzerts – schenkt Musik, die in organischem Fluss und in klugen Überleitungen ohne extreme Reibungen zu aussagestarken Bildern führt mit Einfühlungsvermögen, Feuer, Tempo, Intelligenz und Energie.