Hugo Siegmeth Ensemble – Passacaglia | 01.10.2010

Donaukurier | Bruno Turchet
 

Zum Konzertende gab es lange Ovationen. Das Hugo Siegmeth Ensemble ließ sich feiern. Einer, dem der Applaus auch galt, konnte ihn nicht entgegennehmen: Johann Sebastian Bach. Er war an diesem Abend im voll besetzten Birdland der große anwesend Abwesende. Es darf als Sensation gelten, dass der in Rumänien geborene Wahlmünchner Siegmeth den Birdland-Keller mit seinen Klängen füllte. Sensationell auch, welche Spitzenmusiker er mitbrachte: Dass stille Wasser – so präsentierte sich das Ensemble zunächst – tief gründen, hörte man von Beginn an. Das Programm des Hugo Siegmeth Ensemble variiert eigenwillig Formen wie Passacaglia, Chaconne und Jazz – eine Herausforderung, die Siegmeth mit seinen kongenialen Partnern Max Grosch, Zurab Chamougia und Stefan Schmid stellt. Siegmeth ist der Analytiker unter den deutschen Jazzsaxofonisten, was ihm auch in Bachs Passacaglias zupass kommt. Perfektes Zusammenspiel ist Voraussetzung, sind doch diese Stücke technisch ungemein schwer, aber nicht auf virtuose Demonstration gerichtet. Was zählt, ist die Substanz. Analoges gilt auch für seine neuen Kompositionen, die Siegmeth mehrheitlich präsentierte. Aber vor allem: Er geht unbefangen an die heikle Aufgaben; mit schlankem, entschiedenem Ton, der Subtilitäten ebenso wenig ausschließt wie gelegentliche Schärfen und anmutende Virtuosität. In der kammermusikalischen Besetzung bewegt sich das Ensemble im Spannungsfeld zwischen Barock, Jazz und zeitgenössischer Musik. Unterstützt vom georgischen Cello-Virtuose Zurab Shamugia (Solo-Cellist des georgischen Kammerorchesters), Max Grosch an der Violine (Prof. für Jazzgeige, Hochschule Klagenfurt) und am Flügel Stefan Schmid (Leiter der Jazzabteilung für Schulmusik, Hochschule München). „Nachdem das Jahr 2010 für mich eine intensive Begegnung von Jazz und klassischer Musik mit sich bringt (Beethoven und Jazz in Bremen, Workshop ‚Neue Wege zu Parsifal‘ bei den Bayreuther Festspielen) freute ich mich sehr auf unser Neuburg-Debüt, in dem wir uns vom musikalischen Fluss der Passacaglia führen ließen“, so Siegmeth. Improvisationskunst auf höchstem Level und doch von entspannter gegenseitiger Einfühlung und Aufmerksamkeit. Kulturen begegneten sich und lösten sich zu etwas überraschend Neuem auf. Das Resultat dieses fulminanten Konzertes kann man am 25. Dezember auf BR 4 um 23 Uhr hören.