Die Idee stammt von dem im Februar 2020 verstorbenen Regensburger Gitarristen Helmut Nieberle. Er hatte Stücke aus dem Repertoire oder der Feder seines Idols Louis Armstrong ausgewählt, selber neue Arrangements für sie geschrieben und wollte sie mit guten Freunden live spielen, zuallererst auch in seinem Lieblingsclub, dem Birdland in Neuburg. Doch dazu kam es nicht mehr.
An diesem Abend wird nun der Plan in die Tat umgesetzt, mit Verzögerung zwar, aber für ein Konzert im Gedenken an einen guten Freund ist es ja nie zu spät. Der amerikanische Gitarrist Howard Alden, Stephan Holstein an der Klarinette und am Tenorsaxofon, Wolfgang Kriener am Kontrabass und Scotty Gottwald am Schlagzeug widmen sich also dem „Basin‘ Street Blues“, dem „High Society Rag“ und „Swing That Music“. Holstein, die Allzweckwaffe für alles was swingt und groovt, mit seinem vollen Ton und seinem Gespür für die ideale Melodieführung, Alden mit seinen gitarristischen Extravaganzen auf dem siebensaitigen Instrument, das auch Nieberle spielte, dazu eine tighte und mannschaftsdienliche Rhythmusgruppe – ja, das Konzept funktioniert, die Fans im Saal sind überaus angetan und am Ende stehen immerhin zwei Zugaben.
Nun sind diese vier Herren ja beileibe nicht die einzigen, die posthum Armstrong zu Gehör bringen. Wo also liegt das Besondere? Erstens an den neuen Arrangements Nieberles speziell für diesen Anlass, zweitens an der Herangehensweise. Armstrong stand für Brillanz und immense Kreativität, hatte eine intellektuelle Komponente. Er war aber mitunter auch Stimmungs- kanone, teils auch in überdrehter Form, Unterhaltungsmusiker eben. Immer aber war und ist seine Musik voller Gefühl für den Song, für die Geschichte hinter dem Song, für seine Heimatstadt New Orleans, ist voller Schönheit, zeugt von Sensibilität. Armstrong war ein Ästhet, Nieberle auch, und die Band schafft es, im Konzert all diese Faktoren zu verbinden. Man darf mitgrooven, man darf ausgelassen applaudieren, man darf still genießen und man darf träumen.
Zudem gibt es ganz spezielle Aspekte. Einen Bassisten, der ausnahmslos jedes seiner Soli stimmlich begleitet, einen Drummer, der das komplette Konzert hindurch ausschließlich mit den Besen arbeitet und für einen überaus angenehmen, weichen Puls sorgt, die Regensburger Flötistin Franziska Forster, die vor der Pause als Spontangast bei zwei Stücken einsteigt und sofort in die Band integriert wird. Aber auch Howard Alden, der im zweiten Teil des Konzerts immer wieder mal ans Gesangsmikrofon tritt, was keine so gute Idee ist, denn als Gitarrist ist er wirklich ein Ass, als Sänger eher nicht.
In der zweiten Zugabe verbeugt sich die Band dann noch einmal ganz tief vor Helmut Nieberle und spielt, ganz zart und feinfühlig, dessen „October Mist“, das er einst mit Cordes Sauvages eingespielt hat. Was für eine schöne Geste.