Holon Trio | 09.12.2016

Donaukurier | Karl Leitner
 

„Holon“ ist altgriechisch und bedeutet „ein Ganzes, das Teil eines anderen Ganzen ist“. Schnell wird klar an diesem Abend im Birdland Jazzclub in Neuburg, dass der schwedische Pianist Povel Widestrand, der dänische Bassist Mathias Højgaard Jensen und der deutsch-nigerianische Schlagzeuger Lukas Akintaya diesen Namen für ihr Trio nicht zufällig gewählt haben. Drei blutjunge Musiker werfen ihre Talente zusammen und stellen sie in den Dienst eines großen Ganzen. So einfach das klingt: die Sache funktioniert natürlich nur, wenn die Voraussetzungen stimmen.

„Die Erfahrung, wie du dich als Musiker beim Musizieren wahrnimmst, variiert ständig und wird von den unterschiedlichsten Faktoren beeinflusst“, sagen die drei übereinstimmend. „Der wichtigste ist, mit wem du zusammenspielst.“ Die drei haben sich beim Studium am Jazz-Institut Berlin kennengelernt, haben 2015 in Burghausen den Europäischen Nachwuchs-Jazzpreis bekommen, komponieren gemeinsam und sind bereits ziemlich gefragt in der Szene. Nicht umsonst schneidet der bayerische Rundfunk ausgerechnet dieses Konzert im Birdland mit.

Das Programm des Abends geht je nach Stück von unterschiedlichsten Ansätzen aus. Geradlinige Nummern wie „Red-shift“ oder „Morgondur“ stehen neben neben solchen, deren Richtung sich erst allmählich herausschält. Dem heftigen „Scrambled“ folgt das lyrische „Snowfall“, das hinsichtlich der Stimmung, die es verbreitet, seinem Namen alle Ehre macht. „Kathis Aktionismus“ und „Brasilien-Deutschland 1:7“ wurden aus konkreten Anlässen heraus geschrieben und verraten Witz und Charme zugleich, in „Nebula“ kommt die nordische Komponente zum Zug und ganz am Ende lässt sich die Band mit „Newborn“ zurückfallen zum Blues und zur Mutter aller Dinge – auch des Jazz.

Zu diesem Zeitpunkt hat die Band die Leute im Jazzclub längst auf seiner Seite. Zwei Zugaben sind selbst für das Birdland die Ausnahme. Der Melodienreichtum der Kompositionen und die Experimentierfreude der Musiker haben das Publikum regelrecht in ihrem Bann gezogen. Es gab Momente des Schwelgens, des Mitgroovens, der knisternden Spannung, des Wegträumens. Das Trio nahm einen an der Hand und man folgte ohne Bedenken, wobei es letztendlich völlig egal war und ist, wie man die Musik dieser höchst sympathischen Band stilistisch einordnet. Ziemlich sicher scheint allerdings, dass man von diesen drei Talenten noch viel hören wird, sei es nun unter der aktuellen Bezeichnung „Holon Trio“ oder in anderem Zusammenhang.