Hokum & Hilarity Jazz Orchestra | 13.05.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Man kann sie sich so richtig vorstellen, die „Speak Easies“, jene Flüsterkneipen der amerikanischen Prohibitionszeit, als mit dem Alkohol Vieles verboten war, was Spaß macht, als gleichzeitig unter dem Deckmantel der Wohlanständigkeit dann doch fast Alles ging, was verboten war. In dieser eher anrüchigen Welt des organisierten Vergnügens erlebten auch etliche Jazzbands ihren großen Aufschwung. Ein Hauch von jener zumindest musikalisch aber wirklich guten alten Zeit durchwehte den Birdland Jazzclub beim Auftritt des Hokum & Hilaritiy Jazz Orchestra, einer regional inzwischen mit einigem Recht zu gutem Bekanntheitsgrad aufgestiegenen Freizeitcombo, die sich mit Haut und Haar dem Old-Time-Jazz verschrieben hat.

Drei schräg schmetternde Trompeten, drei Saxophone, wahlweise Klarinetten, ein schrappendes Banjo, Posaune, Klavier, Schlagzeug und oben drüber – optisch – bzw. ganz tief unten drunter – akustisch – ein Sousaphon: Immerhin sieben Männer und drei Frauen bevölkern in zeitgerechter Kostümierung die kleine Bühne im vollbesetzten Keller unter der Hofapotheke und sorgen für Frohsinn aus der Steinzeit des Jazz, schmissig, fetzig, flott und mit Humor. Das nicht so ganz Perfekte gehört dabei zum Charme der engagierten Freizeitband, die bekannte und weniger bekannte Songs in Arrangements zum Besten gibt, die z.T. als wirkliche Raritäten gelten dürfen. Oder wer hätte bisher von „Allah’s Holiday“ gehört oder den „Tiger Rag“ ausgerechnet in einer Version von George Druck, einem weithin unbekannten Jazz-Pionier aus San Franzisko?

Wie dem auch sei, die Zeitreisenden vom Hokum & Hilarity Jazz Orchestra verbreiten bei „Riverboat Shuffle“, „Mood Indigo“, „Black Bottom“, King Olivers „I can’t stop loving you“ oder Fletcher Hendersons „Whiteman Stomp“ mit liebevoller Hingabe und garniert mit kenntnisreich launigen Ansagen eine ganze Menge gute Laune. Das ist schon was!