Charly Böck Latin Project | 20.05.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Urgestein der regionalen Jazzszene: Wenn davon die Rede ist, fällt ohne Zögern der Name Charly Böck. Der Ingolstädter Perkussionist bat zu Jazz aus der Region ins Neuburger Birdland, und die Fans kamen zuhauf. Sie erlebten ein Konzert, dessen Qualität dem Niveau des illustren Ortes wohlangemessen war.

Diesmal hatte Charly Böck aber auch eine exquisite Combo versammelt um seinem Latin Project Leben einzuhauchen. Wobei letztere Bezeichnung eher den Trigger andeutet und weniger als dogmatische Engführung zu verstehen ist. Spielen die Jungs doch einen mit südamerikanischer soul sauce gekonnt gewürzten und sauber abgeschmeckten Jazz, der mit aufgesetzter Kuba- oder Calypsomucke aber auch gar nichts am Hut hat. Charly Böck steht da durchaus – das weiß man von seinen bisherigen Gigs nicht nur in Neuburg – für Qualität und Konsequenz. Diesmal wie erwähnt mit einer hochwertigen Mannschaft, einer sehr kompakt spielenden Rhythmuscrew mit dem am Bösendorfer auf den melodisch komplexen Spuren Clare Fishers wandelnden Matthias Preißinger, dem sonoren Groove von Manolo Diaz am Bass, dem sehr lebendig agierenden Tom Diewock – Ingolstädter Jazzpreisträger des Vorjahres – am Schlagzeug. Die Frontline bilden an Tenorhorn und Flöte Cristoph Hörmann, der auch schon den Ingolstädter Jazzpreis in Empfang nehmen konnte und mit luftig duftigem Sound und gewandter Geläufigkeit beste Erinnerungen an Stan Getz weckt, sowie an der Posaune Matthias Götz. Der legt mit elegantem klarem Ton Wendigkeit, Überlegung, Biss und Intelligenz an den Tag. Charly Böck schließlich sorgt mit seinen Congas für Bewegung und Groove, legt mit Obsesiòn und ritmo caliente den roten Teppich aus, auf dem seine Jungs glänzen können wie die Gischt der Brandung an der Uferpromenade von Havanna. Mehr als ein Projekt: eine Band mit Zukunft.