Henning Sieverts Symmetry | 14.12.2007

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Der gefragte Bassist Henning Sieverts gastierte ja schon des Öfteren mit verschiedenen Bands im Birdland. Am Freitag kam er nun mit seinem eigenen Ensemble, in das er sich superbe Mitstreiter geholt hat, in den Club und hatte zudem auch noch ein originelles Gesamtkonzept mitgebracht.
Wie schon der Gruppenname vermuten lässt, steht dabei die Symmetrie im Vordergrund. Palindrome -Zeichenketten, die vor- und rückwärts gelesen den gleichen Sinn ergeben- verstecken sich in den meisten Songtiteln, vor allem aber auch in den Musikkompositionen selbst. Scheint im ersten Moment schwierig konsumierbar zu sein, ist sicher schwierig zu spielen, klingt aber ausgezeichnet!

An diesem Abend bekam man einen äußerst spannenden und abwechslungsreichen Klangkosmos geboten. Jedes Stück hatte seine eigene Struktur, seine eigene Farbe, seinen eigenen Rhythmus.
War es nun Jazz, Theatermusik, Filmmusik, was man da hörte? Es war wohl einmal dies und einmal das und manchmal auch alles zusammen.
So lässt Achim Kaufmann am Piano in „sum summus mus“ (lat. „Ich bin die mächtigste Maus“) die Maus auf und ab hüpfen, wie in einem Walt Disney-Film. In „Medidation in B“ zaubert John Hollenbeck am Glockenspiel und am Schlagzeug ein hypnotisches Klanggemälde in den Raum und in „Visions“, das ein Gemälde von Schönberg interpretiert, steigert sich die Musik nach anfänglichen düsteren, bedrohlichen Tönen immer weiter und kommt durch ein fulminantes Saxophonsolo von Chris Speed zum Abschluss. Johannes Lauer an der Posaue liefert mit Chris Speed, der auch noch die Klarinette spielt, wunderbare Bläsersätze, wie z. B. in „Low Swing Swallow“.
Bei soviel geforderte Kopfarbeit, oder sagen wir besser Konzentrationsbereitschaft, vergisst es die Band
nicht, zur Auflockerung immer wieder Sprengsel von Samba- Swing- oder Bluesrhythmen mit einfließen zu lassen.

Nomen est omen, wird der offizielle Teil des Konzertes mit „Deep Speed“, einem schon fast traditionellen newbop-ähnlichen Stück, beendet. Und als Zugabe gibt es noch das smoothige „Om“.
Schön, dass es gerade in Europa und Deutschland so viele experimentierfreudige Musiker gibt.
Man darf gespannt sein, was Henning Sieverts beim nächsten Besuch im Birdland in seiner Wundertüte hat.