Freddy Cole Quartet | 08.12.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Der letzte Song dieses Abends im Birdland war vielleicht der wichtigste, brachte er doch von seiten Freddy Coles selber auf den Punkt, was im Lauf des Konzerts immer deutlicher geworden war: „My brother made a lot of money, but I sing the blues.“ In der Tat: Freddy Cole, der jüngste Bruder des Superstars der 40er, 50er, 60er Jahre Nat „King“ Cole singt den Blues, überzeugend, selbstbewusst, relaxed, jazzig.

Natürlich war man auch gespannt auf den „kleinen“ Bruder des berühmten Nat, hoffte vielleicht, ein Stück der DNA von dessen unnachahmlichem Flair zu erhaschen. Selbst ein sonst eher besonnener Zeitgenosse ließ sich denn auch beim Nat Cole-Medley, das der 14 Jahre jüngere Freddy zum Ende des Konzerts gab, zu einem begeisterten „Da singt der Nat!“ hinreißen. Gefehlt, weit gefehlt, denn zugleich und noch deutlicher unmittelbar danach macht der eigenständige Maestro, dem mit „The Cole Nobody Knows“ 2006 sogar ein eigener Film gewidmet wurde, unmissverständlich musikalisch klar: „I am not my brother, I’m just me!“

Ein perfekter Jazzabend im Birdland Jazzclub, swingend, bezwingend, schlichtweg wunderbar! Randy Napoleon an der Gitarre, Elias Bailey am Bass und Curtis Boyd am Schlagzeug bilden die ideale Begleitcombo, warten je für sich mit kleinen feinen Kabinettstückchen auf, an denen naturgemäß vor allem die perlend swingende und bluesig akzentuierende Gitarre Randy Napoleons viel Anteil hat. Der Sound der äußerst homogenen Band, elegant, geschmeidig, stets auf der Höhe, schmiegt sich förmlich um das lebendige Pianospiel und die unverwechselbare Stimme Coles.

In der hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen; der Blues hat in 76 Lebensjahren charakteristische Ecken und Kanten hineingeschliffen, hat sie ein bisschen rauher, eine Spur spröder werden lassen, immer einnehmender dabei jedoch in ihrer sanftmütigen Zerbrechlichkeit auf der einen, ihrem lebhaften Temperament auf der anderen Seite. So klingen die lebensweisen Standards des Freddy Cole denn wie ein perfekter runder dunkler Rotwein, nicht zu glatt und nicht zu schwer, vorzüglich ausgewogen in geschmackvoller Balance von Bitterstoffen und Wohligkeit und von unverwechselbarer charakterlicher Eigenständigkeit.