Henning Sieverts „Symmethree Trio“ | 05.03.2016

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das sieht man selten: Ein Cello auf der Bühne des Jazzclubs. Und obwohl Henning Sieverts der klassischen Musik wie der Neuen Musik und ihren Inspirationen sehr nahe ist, obwohl sein Wiener Cello über 260 Jahre zählt, geht auch jazzmäßig die Post ab: „Cellology“ auf den Spuren Charlie Parkers identifiziert unzweideutig die musikalische DNA der Protagonisten.

Ein außergewöhnliches Trio: Henning Sieverts, vielgefragter Bassist und Klassik affiner Cellospiler, ist ein Komponist mit Hirn und Tücke. Die Stücke sind ausgeklügelt, anspruchsvoll, hintersinnig. Besonders hat es ihm die Symmetrie angetan. Gar nicht so einfach, Sachen zu schreiben, die vorwärts und rückwärts gespielt das gleiche ergeben! In Worte gewandt heißt solches Palindrom: „Reliefpfeiler“ z.B., „Eine güldne, gute Tugend: Lüge nie!“, oder der gute alte „Rentner“.

Henning Sieverts fallen da immer wieder neue musikalische Kabinettstückchen ein, „Fullmoon, Halfmoon“, z.B. oder – auf den Spuren des Dukes: „In a Symmethree Mood“, gern auch inspiriert von der Alten Musik: Guillaume de Machauts „Ma fin est mon commencement“ aus dem frühen 14. Jahrhunderts dient als Referenz.

Bei allem naheliegenden Verdacht kopfgeburtlicher Anstrengung, in der „All the Things You Are“ mit B-A-C-H verbunden wird, gibt’s in keiner Sekunde Spaßbremsendes, im Gegenteil: Die Musik hat nicht nur Hirn, sondern vor allem Herz und Seele. „Die Gedanken muss man sich vorher machen“, meint Henning Sieverts dazu, der mit Begeisterung auch klassische Werke schreibt, „beim Spielen kommt’s auf was anderes an.“

Groove pur im Grenzgang zwischen Komposition und Spontaneität! Das Trio erscheint perfekt eingespielt. Ronny Graupe an der Gitarre lässt ein ums andere Mal aufhorchen mit intelligent eingeworfenen, eigenständigen, feinfühligen, überraschenden Beiträgen zum Geschehen. Und Nils Wogram an der Posaune – ideales klangliches Pendant zum Cello! – erweist sich einmal mehr als Supertechniker mit schier unendlichem Lungenvolumen und ebensolcher Phantasie.

Alles wirkt locker und befreit, die drei Musiker verstehen sich blind, erfüllen die in weiten Teilen auskomponierten Stücke mit kreativem Geist, in den Soli sowieso, am intensivsten jedoch in den kleinen, feinen Details. Da kommen Hirn und Herz zusammen in wunderbarer Balance.