Im besten Falle ist das Duo ein Zwiegespräch auf Augenhöhe, wohl balanciert in je aktiver und zuhörender Rolle. Wobei zweiterer häufig fast größere Bedeutung zukommt als der jeweils führenden Stimme. So trug denn auch bereits das erste Stück des Abends den Titel „Das helle Hören“.
Henning Sieverts am Bass und Philipp Schiepek an der Gitarre hielten das Aufmerksamkeitslevel stets auf konzentrierter Höhe, umkreisten gemeinsam die Ideen ihrer Kompositionen und erzeugten gerade durch die Behutsamkeit des Zusammenspiels, den Verzicht auf jedwede vordergründige Profilierung, geschickte Reduktion der Mittel und bewussten Einsatz von Stille jene Spannung und Reibung, die eine kammermusikalische Darbietung auch im Jazz so spannend machen.
Nicht wenig trugen die ausgetüftelten Kompositionen bei, der „Blues for Charlie Haden“ etwa, der sich aus den spielbaren Notenwerten des Namens jenes großartigen Bassisten zusammensetzt, der eine ganze Ära seines Instruments prägte. Apropos: Oft wird er ja viel zu wenig beachtet, der größte Bruder in der Familie der Streichinstrumente, auch im Jazz, wo er eher gezupft als – sehr selten – gestrichen wird. Henning Sieverts, mit seinen inzwischen weit über dreißig Bühnenjahren ein ausgesprochener Kreativitäts- und Stabilisierungsfaktor der deutschen Jazzszene, vereint Finesse, Understatement und Klanggefühl zu herausragender Klasse. Seine Kompositionen sind so durchdacht wie erfinderisch, stets ein wenig hintersinnig und immer wieder mit konkretem Hintergrund, „Le Carrée“ z. B., das unter der Sonne Südfrankreichs entstand, oder „Just friendly“, das sich auf einen bekannten Jazzstandard bezieht. „My two five one and only“ präsentiert den gelernten Cellisten Sieverts auch am gestrichenen Kontrabass als wahren Könner.
Der fast eine ganze Generation jüngere Philipp Schiepek trägt seinerseits einige Kompositionen bei. Deren lakonische Titel wie z.B. „Flashlight“ oder „Waltz“ verraten nicht auf den ersten Blick, wie viel Fantasie und Anregung in ihnen steckt, mal mit funky Groove, mal mit nachdenklichen Zwischentönen. Schiepeks Gitarrensound orientiert sich nah an der Akustischen, sein Spiel ist eher filigran als laut, eher zurückhaltend als allzu muskulös.
Beide, Sieverts am Bass und Schiepek an der Gitarre, verstehen sich hervorragend auf jene behutsamen Zwischentöne, die den Dialog so interessant machen, viel ergiebiger als apodiktisch markante Statements. Das gilt nicht zuletzt für den „last minute Blues“, der beispielhaft zeigt, wie die beiden Musiker dieses Duos einander zuzuhören bereit und in der Lage sind. Fallende Stecknadel ist laut dagegen. Das Publikum im Birdland folgte schier atemlos.