Harri Stojka Gipsy Soul | 29.04.2006

Neuburger Rundschau | Elke Böcker
 

Was da am Samstag Abend im Birdland Jazzclub geboten war, ist kaum zu beschreiben, jedenfalls nicht nur mit dem simplen Wort Zigeunerjazz. Harri Stojka, echter Wiener und Roma in einer Person, und seine Band verwandelten den Keller unter der Hofapotheke in einen wahren Hexenkessel.

Verschiedenste Musikrichtungen wie Soul, Blues, Heavy Metal und natürlich auch Gipsy ergaben ein faszinierendes, mitreißendes Konzert, das u.a. auch durch ein beinah unglaubliches Tempo beeindruckte. Harri Stojka an der Akustikgitarre, dessen CD „A Tribute To Swing“ demnächst auch in den USA erscheinen wird, begeisterte mit Eigenkompositionen, Roman Traditionals und Django-Reinhardt-Interpretationen. Unterstützt wurde er dabei von Heimo Wiederhofer und dessen klangintensiver brash snare, von Karl Sayer an einem stetig pulsierenden Bass und Claudius Jelinek an der zweiten Gitarre. Sängerin Ivana Ferencova, ausgebildet an einem Roma Theater, heizte das Tempo der Band durch temperamentvollen Tanz und ausdrucksstarken Gesang noch weiter an. Den begeisterten Zuhörern gelang es kaum noch Rhythmus und Bewegung zu folgen.
Die wundervolle Bandbreite des Konzerts reichte dabei von „J´attendrai“ aus den Zwanzigern über die Roma-Liebeslieder „Muro Jilo“ und „Rupuni“ bis zur Eigenkomposition „Song For My Daddy“. Gefühle von Liebe, Trauer und herrlicher Glückseligkeit wechselten sich nahezu pausenlos ab. Die Zuhörer hörten Geschichten, deren Worte sie zwar nicht verstanden, doch deren Töne sich tief in Herz und Verstand einprägten. Gleich den Emotionen wechselten auch die Tempi der Musiker von schmelzender, klagender Langsamkeit jenseits aller Zeit bis zu unglaublichem, kaum erfassbarem Tempo. Zu beklagen war eigentlich nur das unwiederbringliche Ende von „Romanshago“ im Birdland.