Harold Mabern Trio | 31.01.2015

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Es war eine eigenwillige, fast querköpfige, zugleich temperamentvolle Generation. Selbstbewusst nahm sie in den frühen 50ern das Heft des Jazz in die Hand mit klarer, rhythmisch betonter Attacke. Der Pianist Harold Mabern, der im Neuburger Birdland zu erleben war, hat an einer der stilbildenden Epochen des Jazz ein gut Teil mitgewirkt.

Hard Bop war angesagt seinerzeit, back to he roots, Musik, in der der Jazz sich auf seine Wurzeln besann, Seele offenlegte nach dem so rasanten wie intellektuell anspruchsvollen Innovationsschub des Bebop und der luftigen Leichtigkeit des West Coast Jazz. Erdverbunden, härter und funky fand die Musik zu einer klar akzentuierten Spielweise und griffigen Riffs.

Harold Mabern war mittendrin in der Szene, ließ die Tasten tanzen auf etlichen Scheiben der großen Stars der Zeit, u.a. Benny Golson, Art Farmer und Miles Davis. Dass er dabei seine ganz eigene, autodidaktisch erworbene Stilistik einbrachte, ist ein weiteres Markenzeichen der Musiker dieser vorakademischen Generation. Die kamen nicht aus Konservatorien und Jazzschulen, sondern erarbeiteten sich learning by doing auf den Bühnen der Clubs ihre ersten Sporen.

Harold Mabern fühlte sich im Neuburger Birdland sichtlich wohl. Seine Wurzeln liegen erkennbar im Blues. Zugleich ist er ein Vollblut-Swinger mit perlender Virtuosität, gibt dem Piano gern auch mal die Kante mit trockenem, klarem, offensivem Anschlag, bleibt zugleich der Moderne nicht unverschlossen. Sein Spiel zeigt eine pianistische Vielfalt und Präsenz, wie sie rar geworden ist in unserer Zeit.

Elastisch federn die Melodien, Kapriolen, Anekdoten des knapp unter 80jährigen aus den Tasten. Die Stilistik reicht vom Blues über Boogie, Stride und Swing in den Kern des Hard Bop bis hin zu einer grandios intensiven Adaption von John Coltranes klassischer Version des Standards „My Favorite Things“.

Joe Farnsworth am Bass und Joris Dudli am Schlagzeug sind stets in dienlichem Dialog. Die beiden bilden ein feinsinniges Rhythmusgespann mit je eigener Note, auch in den Soli immer bezogen auf das Klavierspiel des Leaders und dessen unverwechselbare, kernige Persönlichkeit.