Harald Rüschenbaum Quartet, feat. Don Menza | 07.11.2003

| Guido Heineck
 

Alles, was das Mainstream-Herz begehrt: Der amerikanische Tenorsaxofonist Don Menza und das Harald Rüschenbaum Trio beginnen ihre Tour mit einem hinreißenden Konzert im Neuburger Hofapothekenkeller.

Hier stimmt doch was nicht. So oder ähnlich wird wohl der treue Birdland-Besucher beim Anblick der vertauschten Bühnen-Positionen von Flügel und Schlagzeug gedacht haben. Wie so häufig führte auch hier der erste Eindruck in die Irre, denn tatsächlich passte nahezu alles, was Saxofonist Don Menza mit der Rhythmusgruppe um Schlagzeuger Harald Rüschenbaum im Birdland-Jazzclub dem Publikum vorstellte.

Nostalgie konnte dabei nur am Rande aufkommen, denn die fast ausnahmslos vertrauten Kompositionen von etwa Cole Porter bis hin zu sogar Franz Lehar waren stets nur Gefährt für die den Abend bestimmende Bebop-Reminiszenz, die durch das respektvolle Aufeinanderhören und –achten der Musiker erstaunlich jung und frisch auf das Publikum eindrang.

Grund hierfür ist Don Menza: Das beeindruckende Powerplay des Tenoristen in Uptempo-Nummern lässt seine 67 Lenze schnell vergessen. „There’ll never be another you“ im ersten Set ist Programm, denn seine atemberaubende Technik, sein singender Ton und vor allem seine Vitalität suchen ihresgleichen. Natürlich, aus der Ferne grüßen Coleman Hawkins, Lester Young und Sonny Rollins. Er versteht es indes, diese Melange zu einer eigenen, seiner Stimme umzusetzen, die ihn selbst als Giganten am Tenorsaxofon auszeichnen.

Dass seine Begleiter im ersten Set des Abends nicht immer mit ihm mithalten können, ist verzeihlich. Umso mehr, als im zweiten Set die Leidenschaft der Vier für ihre Musik noch ausgewogener und spielfreudiger zu Tage tritt. Mit einem herrlichen Unisono von Bass und Tenor wird da „Milestones“ eingeläutet, ein rasantes „You and the Night and the Music“ ist Showcase für den sensitiven wie pfeilschnell (re)agierenden Harald Rüschenbaum. Bassist Henning Sieverts zeigt ohnehin ein ums andere Mal, dass er eine Klasse für sich ist und Walter Lang am Piano lässt selbst „My Foolish Heart“ in neuem Licht erscheinen.

„I had a good time“, so Don Menzas Fazit der zurückliegenden 53 Künstlerjahre. Hoffen wir, dass der von ihm demnächst angestrebte Ruhestand durch Sonny Rollins Anruf, der ihn zum Weitermachen überreden wollte, und das am Ende des Neuburger Konzerts nicht weichen wollende, enthusiastische Publikum noch hinausgeschoben werden kann!