Harald Rüschenbaum Jazz Orchestra | 17.03.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Immer stärker etabliert sich das Audi Forum Ingolstadt als ein Ort, an dem Jazz der Spitzenklasse genossen werden kann. Vor Allem größeren Formationen bietet der Saal im Erdgeschoss des museum mobile ideale Bedingungen, ihren voluminösen Sound zu entfalten. Diesmal sorgte das Harald Rüschenbaum Jazz Orchestra feat. Bruno de Filippi vor ausverkauftem Haus für einen äußerst kurzweiligen Big-Band-Abend .

Schwungvoller Einstieg mit einem alten Standard: „How High The Moon“ im Arrangement des jungen Pianisten Christian Elsässer. Da werden von vorn herein die Tugenden der Band offenbar: Präzision, Sound, Drive. Auch als Komponist kann der junge Überflieger der Münchener Szene punkten. „At The Crossroad“ und “Solution“ erfordern Prägnanz und Wendigkeit, ermöglichen das Spiel mit schillernden Klangfarben, lassen zarte dynamische Nuancierungen ebenso zu wie wuchtiges Powerplay, samtigen Plüsch wie strahlendes Licht. Standards aus der großen Zeit der Swingbands wie Victor Youngs „Stella By Starlight“ oder Arthur Schwartz „Alone Together“ entfalten ihren Reiz, die moderneren Zeiten sind nicht minder faszinierend mit John Coltranes „Lazy Bird“, Thad Jones „Groove Merchant“ oder „FM“ aus der Feder von Pat Methenys Keyboarder Lyle Mays.

Mit u. a. Christoph Hörmann, Avron Tate und Markus Kesselbauer an den Saxophonen, Hermann Breuer an der Posaune und Mathias Engl an der Trompete stehen Solisten zur Verfügung, die Eleganz, Blues, Groove und Feeling vermitteln. Rüschenbaum ist ein Drummer, der eine Band anschieben kann ohne sie zu dominieren, ihr genau die Dosis swing gibt, die sie braucht. In Punkto Drive ist der Band die Handschrift ihres Leaders ebenso anzumerken wie das auf Präzision und Energie bedachte konzentrierte Engagement jedes Einzelnen der Akteure. Hinter dem Auftritt einer Big Band steckt in aller Regel jede Menge Arbeit in zahlreichen Probeterminen. Oft steht dies in keinem Verhältnis zur Menge der Auftrittsmöglichkeiten. Die tendiert nämlich häufig gegen Null. Um so erfreulicher, dass es immer noch wirklich gute Big Bands gibt, um so erfreulicher auch, dass das Audi Forum in Ingolstadt ein nachgerade idealer Spielort für größere Formationen ist, der atmosphärisch und akustisch kaum bessere Bedingungen bieten könnte.

Das Harald Rüschenbaum Jazz Orchestra allein hätte schon gereicht, einen genussreichen Abend zu gewährleisten. Mit Bruno de Filippi hatte man jedoch einen Gast mitgebracht, der noch den berühmten i-Punkt draufsetzte. Der stille Mailänder Maestro zaubert an der Mundharmonika wie an der Gitarre wunderbare Melodien von gelassener Würde und cooler Gemessenheit ins Rund des Saals. Alles, was de Filippi spielt, folgt einer abgeklärt unaufgeregten und unverkniffenen Logik, ist in sich stimmig, elegant wie ein wertvolles Schmuckstück, nie protzig aufgetragen, immer in selbstverständlichem Understatement. Da zeigt sich dann auch die generationsübergreifende Sprache des swing als ein Esperanto musikalischer Lebenskraft.