Hank Roberts Trio | 31.03.2023

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das Cello – in der klassischen Musik ein beliebtes Soloinstrument, man denke nur an die einschlägig virtuosen Bravourstücke von Joseph Haydn, Robert Schumann, Antonín Dvořák oder Dmitri Schostakowitsch. Im Jazz dagegen fristet das Cello eine Randexistenz, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Eine dieser Ausnahmen ist der US-Amerikaner Hank Roberts, der sich bereits seit über vierzig Jahren auf dem Cello dem modernen Jazz widmet. Zu Gast im Birdland Jazzclub zeigte in überragender Manier, wie Komposition und Improvisation, Persönlichkeit und Interaktion einander bereichern.

In Jazz-typisch Bläser inspiriertem Sound, ungemein intensiver Präsenz, expressiver Phrasierung und fantasievoll kreativer Linienführung glänzte Hank Roberts mit einer Vielzahl an Ausdrucksmitteln. Das reichte vom puren Geräusch bis zum warmen Wohlton des Instruments. Stilistisch im Bebop so sicher zuhause wie im Modern Jazz oder der Neuen Musik kamen auch Bluegrass Anklänge, Rock und eine gute Portion Eigensinn nicht zu kurz.

Zu letzterem trug Drummer Matt Wilson ein gerüttelt Maß bei mit ungewohnten Sounds, kantigen Grooves und – mit Rascheln, Klingeln, Klopfen – filigraner Gestaltung eines Rhythmusteppichs von bunten Farben und markanten Formen. So noch nicht gesehen, wie er die Snaredrum in den Arm nahm und über den Teppich auf der Unterseite strich wie über die Saiten eines Banjos.

Blitzgeschwinde Läufe über die Tastatur, unorthodoxe Klangfarben, mal nur hingetupfte Akkorde, dann wieder starke, markante Einwürfe trug Aruán Ortiz am Piano bei, immer wieder mal auch mit beherztem Griff ins Innere des Bösendorfers oder abgedeckten Saiten.

Wie in einer Suite reihten sich die Stücke aneinander, mal in nur kaum merklichem Übergang, mal in kontrastreichem Neuansatz. Die ausgedehnten Kompositionen, in etlichen Passagen minutiös ausnotiert, fanden ihre Referenzen u.a. bei Thelonious Monk oder John Coltrane. Lang ausgekostete Spannungsbögen und weite Teile, nur in Mikroschritten bewegt, hielten das Publikum in Atem, bis sie in markante Themen mündeten und sich auf kantige Weise dem swing ergaben. Da hatte sich das Cello längst im Jazz eingewurzelt.