Günter Lenz Trio | 18.01.2014

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Kaum zu glauben, dass man so was noch zu hören kriegt in unseren Tagen: Fast wie eine Zeitreise in die kreativen Zeiten der jungen 60er hörte sich zeitweise an, was das Günter Lenz Trio im Birdland Jazzclub bot. Kein Wunder, war der heute 75jährige Lenz doch just im genannten Jahrzehnt an etlichen epochalen Aufnahmen beteiligt, nicht zuletzt im Albert Mangelsdorff Quintett.

Irgendwo zwischen Cool und Free, Intellekt und Expression, immer wieder abgeschmeckt mit einer guten Prise Blues, ordnet sich die Musik nach wie vor zu, wirkt dabei jedoch mitnichten gestrig oder überholt, sondern im Gegenteil hellwach, interaktiv, humorvoll und überaus lebendig. Das liegt nicht wenig am auch schon 73jährigen musikalischen Weggefährten Herbert Joos und dessen so kühner Trompete wie sensiblem Flügelhorn, zuweilen ergänzt durch rasant gescattete Vocals. Patrick Bebelaar, in diesem Kontext mit 42 noch ein richtiggehender Jungspund, ergänzt den Dreiklang am Bösendorfer meisterhaft schillernd zwischen romantisierender Balladenkunst und explosiven Klangclustern.

Die Drei agieren dabei völlig gleichberechtigt, was Günter Lenz denn auch zu der Richtigstellung veranlasst, eigentlich sei hier nicht das Günter Lenz Trio am Werk, sondern das Trio Lenz –Joos – Bebelaar.

Sei es im rasanten „Song For Thelonious“, im regen „Tango“, in der solo am Bass durchexerzierten „Sharp Structure“, im gefühlsstarken „Requiem For W.W.“, im sehnsuchtsvollen „Love Song“ oder im zärtlichen „Natuschkas Song“, Lenz, Joos, Bebelaar spielen abwechslungsreiche, immer wieder überraschende, mitreißende, selten verstörende, viel öfter betörende Musik von wunderbarer Herzenswärme, tiefer Weisheit und erfrischender Lebenskraft. Bei aller Verwurzelung in der jüngeren europäischen Tradition improvisierter Musik: Jazz für Leute von heute, aktuell, vital und berührend.