Great Guitars | 05.05.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Wenn sich die Great Guitars ansagen im Birdland Jazzclub, dann sind leide Töne zu erwarten, subtiler swing, gelassene Ruhe und Sorgfalt in den kleinen Feinheiten. Daran ändert sich auch nichts, wenn die Besetzung variiert. Diesmal waren Bucky Pizzarelli, Howard Alden und Mike Magnelli in Neuburg zu erleben.

Entspannt, gepflegt und völlig stressfrei fließt die Musik in organischem Zusammenspiel in den Keller wie in einem immer wieder sich verzweigenden, mäandernden, und neu zusammenfindenden Flusslauf. Die Höhepunkte, deren es wahrlich nicht wenige gibt, erschließen sich dem genaueren Zuhören. Kleine Finessen sind es, unerwartete Gestaltungsvarianten, die liebevolle individuelle Tonbildung, die immer phantasievollen, niemals Routiniertes abspulenden Linien, elegante Schwünge über das Griffbrett, die wie schwerelos wirken.

Dabei haben zwei der Herren die statistische Ruhestandsgrenze längst überschritten, John Paul „Bucky“ Pizzarelli wird im Januar immerhin schon 80. Sein Spiel jedoch auf der von ihm bevorzugten siebensaitigen Gitarre ist ohne irgendwelchen Substanzverlust, im Gegenteil: Die Sorgfalt reift mit den Jahren, die subtile Prägnanz eines unbestechlichen Rhythmusgefühls und eine so uneitle wie in jedem Ton überlegte Virtuosität von einsamem Rang zeichnen Pizzarellis Gitarrenspiel, das Generationen von Gitarristen beeinflusst hat, nach wie vor aus. Ein bisschen mehr aus dem Bauch heraus spielt Mike Magnelli, seidenweich und smooth, relaxed und kultiviert. Neben den beiden älteren Herren wirkt der erst 47jährige Howard Alden wie ein junger Spund. Aber, was der Bursche alles kann! Im Husarenritt fegt er nur so über das Griffbrett – auch er spielt eine siebensaitige Gitarre – ohne dabei auch nur einen Hauch von Eleganz, Understatement oder Präzision einzubüßen.

Das Schönste an dem ganzen Abend: die gegensaitige Uneigennützigkeit, mit der alle Drei die Rollenwechsel zwischen Solo und Begleitung, Dialog und Zurückhaltung vollziehen. Manchmal erkennt man große Künstler auch daran, was sie ihre Kollegen spielen lassen. Wenn das auf herausragendem Niveau auch noch mit sichtlicher Spielfreude und hintergründigem Humor geschieht, reihen sich die Juwelen nur so aneinander zu einem Schmuckstück, dessen Funkeln fast magische Qualität besitzt.