Am Anfang war Django Reinhardt, Vater, Geburtshelfer und Inkarnation der ersten eigenständig europäischen Spielart des Jazz, Ahnherr einer ganzen Reihe herausragender Gitarristen am Gypsy-Himmel, deren viele bereits im Neuburger Birdland gastierten.
Mit Gismo Graf war nun einer der jüngsten Sprösse des musikalischen Stammbaums im Keller unter der Hofapotheke zu Gast. Djangos Dream of You leitete den Abend ein, in dem sich das Trio aus Gismo Graf an der Gitarre, seinem Vater Joschi Graf an der Rhythmusgitarre und Joel Locher am Kontrabass ganz dem Gedächtnis ihres großen Vorbildes widmeten. Wie es sich gehört bewegten sie sich dabei allerdings nicht nur auf den Spuren der Vergangeheit, sondern öffneten bei aller Stiltreue den klassischen Jazz manouche für Impulse der Gegenwart.
Das zeigte sich bereits im Repertoire, das neben Klassikern wie Festival 48 dem Tiger Rag oder Ill See You in My Dreams, traditionellen Weisen wie Du Djaial oder Charlie Parkers Bebop-Burner Donna Lee auch Moderneres aus dem Popbereich enthielt, so etwa Stevie Wonders Sir Duke oder Isnt She Lovely, sehr charmant gesungen von Gismo Grafs Schwester Cheyenne.
Auch mit eigenem konnte der erst 21jährige Stuttgarter Sinto aufwarten, Vagabond Theme, Classic Train oder tomsong zeigten die Vielfalt der musikalischen Phantasie ihres Schöpfers.
Der junge Saitenderwisch zeigte, dass er weit mehr drauf hat als jene spektakuläre Virtuosität, die seit je eine der wesentlichen Essenzen des Gypsy Jazz ausmacht. Die Finger flogen förmlich übers Griffbrett in schier staunenswerter Sicherheit, haspelten dabei beileibe nicht irgendwelche Patterns ab, sondern fanden immer wieder originelle Wege abseits des Erwartbaren.
Das unglaubliche Tempo und der beglückende Esprit, mit dem das Trio unterwegs war, übertrugen sich nahtlos auf das begeisterte Publikum. Der grandiose Joel Locher, einer der bestens eines Fachs, und der straight, ungeheuer sicher und zugleich lebendig swingende Joschi Graf boten dazu den Halt, dessen die Artistik des jungen Gismo bedurfte um sich zu entfalten. Eines ist sicher: Da tritt einer das Erbe an, dessen Ehrgeiz und Können über das eines Verwalters weit hinausgehen.