Gerald Clayton Trio | 05.03.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Piano, Bass, Schlagzeug: Das Trio, kleinste Besetzung, bei der von einer Band gesprochen werden kann. Pianotrios gibt’s zuhauf. Immer wieder aber findet sich eines, das aus der Masse herausragt. Das Gerald Clayton Trio ist so eine Band. Intensives Zusammenspiel, ein gemeinsamer Sinn für Melodie, Harmonie und Timing, Kompositionen mit Leichtigkeit und Tiefgang, einfach gute Musik: Zum 119. Mal gab’s The Art of Piano“ im Birdland Jazzclub, und schier unerschöpflich scheint der kreative Brunnen, aus dem in dieser Reihe auf hohem Niveau geschöpft wird.

Gerald Clayton ist ein technisch mit allen Wassern gewaschener Pianist mit tiefen Wurzeln in der Tradition, Mainstream-orientiert ohne dabei traditionalistisch zu wirken, locker und anspruchsvoll zugleich: „Two Heads On One Pillow“. Aber er ist eben kein Repetitor, kein Epigone, kein Wiederkäuer von bereits Gehörtem. Der 25jährige vereint vielfältigste Einflüsse in einem sehr personalen Stil, kultiviert einen bewusst eingesetzten kristallklaren Anschlag in überaus sorgsam dosierter Dynamik, die nahtlos übergeht von kantig sperrigem Groove in samtige Lyrizismen: „Trapped in Dream“. Da können Feuerfunken kristallisieren und Eiswürfel schmelzen zugleich.

Mit einem in volltönendem Sustain ausgespielten Bass-Intro beginnt „Major Hope“, entwickelt in gemäßigtem Tempo Farbe und Form, sucht und findet den Dialog und die Interaktion der Band, spielt rhythmische, harmonische Varianten durch, fliegt auf sanften Schwingen mehr und mehr in Richtung Freiheit und findet sich mit Arpeggien von geradezu romantischer Ader zur versammelten Mittigkeit eines sanften Blues. Gerald Clayton am Bösendorfer, ein sensationeller Justin Brown am Schlagzeug und Joe Sanders am Bas bilden dabei ein selten homogenes Dreieck, achten aufeinander in überaus wacher Aufmerksamkeit, sind wirklich und wahrhaftig eine Einheit, vollziehen naht- und bruchlos noch so unerwartete Stil- und Tempowechsel der suitengleichen Stücke. Die drei schöpfen tief aus dem Brunnen einer unmittelbaren Musikalität. Die vereint Romantik, Jazztradition und moderne Improvisationskultur und trägt ihre Schönheit schlicht in sich selbst.