George Robert – Phil Woods Quintet | 10.09.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Mit einem Blitzstart eröffnete der Birdland Jazzclub die Saison nach der Sommerpause. Phil Woods, sturmerprobter Bebop-Veteran der alten Schule, gab sich die Ehre im Gewölbe unter der Hofapotheke und ließ gemeinsam mit seinem Partner George Robert die jazzlosen Wochen im Nu vergessen.

Keine Spur von Retro-Jazz oder aufgewärmter Nostalgie: Quicklebendig und auf der Höhe der Zeit wird auf der Klaviatur der Tradition gespielt, ein Idiom aktualisiert, das seine aufregende Frische in keiner Sekunde einbüßt, sei es in Benny Carters „Summer Serenade“, Mal Waldrons „Soul Eyes“ oder dem aktuell beziehungsreichen Klassiker von Louis Alter: „Do You Know What It Means To Miss New Orleans“. Dabei steht ein eher ungewöhnlich besetztes Quintett auf der Bühne, neben der Rhythmusgruppe aus Klavier, Bass und Schlagzeug zwei Altsaxophone: Der „Alto-Summit“ als Nagelprobe der Individualität zweier Solisten, die noch dazu einen ganz ähnlichen Ansatz pflegen. Letzteres verwundert auch gar nicht weiter bei dem Lehrer-Schüler-Verhältnis, das die beiden so lange verbunden hat, bis der Schüler zum geschätzten und befreundeten Kollegen avancierte; mit den Jahren hat George Robert den ehemaligen Lehrer gar überflügelt, verfügt dazu über die deutlich aktuellere Stilistik, erliegt jedoch mitnichten der Versuchung zum Schaulaufen, sondern stellt seine Fähigkeiten ganz in den Dienst des gemeinsamen Musizierens. Tatsächlich wird so ein stimmiger Dialog der Generationen hörbar, Attacke und Gelassenheit, Frage und Antwort, kantiges Begehren und flüssiges Gewähren, das Alles in freundschaftlichem Dialog auf Augenhöhe exquisiter künstlerischer Souveränität, an der auch Montez Coleman am Schlagzeug, Darryl Hall am Bass und Bruce Barth am Bösendorfer ohne Anstriche teilhaben mit Groove, Finesse, Spielwitz und Gestaltungskraft.