„Wäre ich nicht frei, so würde ich mir frei nehmen“, lautete die Antwort des Altsaxofonisten George Robert auf die erneute Einladung in das Neuburger Birdland, welcher der Schweizer Musiker am vergangenen Freitag nachkam. Ein Kompliment für den renommierten Jazzclub und seinen Vorsitzenden Manfred Rehm, ein Glück für das Publikum. Diesmal hatte Robert Verstärkung aus Italien mitgebracht. Sein langjähriger Wegbegleiter Dado Moroni aus Genua brachte den Bösendorfer zum Klingen, Mauro Battisti aus Alessandria pflegte sehr freundschaftlichen Umgang mit dem Kontrabass und Enzo Zirilli aus Turin bewies am Schlagzeug, wie viele Zählzeiten ein Takt haben kann, wenn man nur die feinen Regeln der musikalischen Division beherrscht. Das George Robert – Dado Moroni Quartet präsentierte eine ausgesuchte Vielfalt an Stücken und Stilistiken, denen eines gemeinsam war, die hohe musikalische Qualität in der Umsetzung. Abwechslungsreiche Arrangements stellten einzelne Instrumente auch komplett solistisch in den Vordergrund. Kombinationen von Drumset und Bass, Piano und Saxophon oder Bass und Piano boten als eingestreute Duette immer wieder überraschende klangliche Reize. Die daraus entstehende dynamische Bandbreite ließ die Spannung im Raum nicht abfallen. Up-Tempo Swing, Bop-artige Einlagen, Latin-Rhythmen und Jazz-Waltz setzten unterschiedlichste Emotionen frei. Führte „Dreamscape“ buchstäblich in traumhafte Landschaften, die viele im Publikum mit geschlossenen Augen durchwanderten, so ließ beispielsweise Herbie Hancocks „Dolphin Dance“ die Zuhörer wie elektrisiert, mit den Füßen wippend, aufrecht, nur noch halb auf den Stühlen sitzen. Kurzfristige Rhythmuswechsel des Schlagzeugers vom Swing zur Samba oder vom vertrauten Jazz-Groove zum Charleston und zurück gaben die aufregenden Kicks, die ein Jazzkonzert so mitreißend machen können. Der bedeutungsvolle Klang einzelner Saxofon-Töne manchmal nur einer oder zwei (beispielsweise die Einstiegstöne in „Dreamscape“) –ein bestimmter Hauch, ein leises Kratzen – ließen den Konzertbesuch bereits lohnend erscheinen. Von fett und breit gespielten Passagen wie in „Spring Can Really Hang You Up The Most“ oder der faszinierenden Kadenz am Ende des Stückes ganz zu schweigen. Verspielt-experimentelle Bass-Soli – gestrichen, gezupft, sich daraus evolutionsartig entwickelnde Piano-Soli. Ragtime-Andeutungen, ein im musikalischen Eifer vom Boden abhebender Flügel – (Dado Moroni ist groß, hat lange Beine und offenbar auch Kraft darin) – das alles macht Spaß. Spaß im ernsthaften, im besten Sinne. Spaß, den die Musiker allem Anschein nach auch selbst haben. Da ist man gespannt, wann George Robert sich wieder frei nimmt für das Birdland. Und wen er dann dabei haben wird. Es dürfte auch gerne wieder dieselbe Besetzung sein.