Geoff Goodman Quintet | 19.02.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Geoff Goodman liebt ungewöhnliche Besetzungen. Der New Yorker Gitarrist, der schon seit vielen Jahren in München lebt, ist ein musikalischer Weltenbummler, dessen Neugierde in verschiedensten Kontexten zum Tragen kommt. War es vor zwei Jahren das Rosebud-Trio, das jede Menge Überraschungen bereithielt, ist es nun das Geoff Goodman Quintett, das sich mit bemerkenswertem Gespür für kleine gedankliche Widerhaken der Ausfaltung unerwarteter Momente widmet.

Goodmans Kompositionen erschließen sich mit verhaltenem Charme, lüften ihre vielschichtigen Geheimnisse in eher sanfter Überzeugungskraft und zuweilen überraschend reziproker Logik. Für seine Erkundung bemerkenswerter Unauffälligkeiten des Lebens hat er sich der Mitwirkung einer Band versichert, die seine Hingabe für’s genaue Hinschauen und die Entdeckung des Ungewöhnlichen im Alltag teilt. Vorn dran stehen die beiden Berliner Bläser, die den Hauptstadt-Sound von heute prägen wie kaum Andere, Rudi Mahall, der Bassklarinettist mit dem wunderbaren Hang zu anarchisch-skurrilen Wendungen, und Felix Wahnschaffe, der am Altsaxophon in halsbrecherischen Wendungen das Charlie Parker Erbe ins Europa unserer Tage überträgt. Rückhalt bieten Goodmans langjährige musikalische Weggefährten Peter Perfido am Schlagzeug und Henning Sieverts am Bass. Der Gitarrist selbst wartet immer wieder mit eigenwilligen Soli auf, die seine Klangflächen aufbrechen, den musikalischen Raum gründlich explorieren und ihre Anliegen mit großer Liebe zum Detail ausformulieren. „John Lennon’s Assasination“ ist so ein Stück, das dem Unvermuteten im Alltag auf den Grund geht; „5th Chromosome“ ein anderes, geprägt von dem heftigen Freiheitsdrang, das schon nicht mehr futuristische Labor zu verlassen, dem wir wie in einer kollektiven Truman-Show im Hamsterrad ausgeliefert sind. Da wird Onkel Benny’s „Stompin‘ At Te Savoy“ lustvoll dekonstruiert. Der eigene „Strip Poker“ kommt dann wieder in geradezu klassischer Bebop-Manier, nur so hineingebeamt mit verschärftem Turbo ins dritte Jahrtausend. Das Alles ist wohl nicht jedermanns Sache, aber es lohnt sich allemal zuzuhören, wenn Einer die Geschichten aus unserem eigenen Mikrokosmos erzählt, die uns selbst so oft durch die Lappen gehen, wenn wir nicht gründlich genug hinschauen oder zuhören.