Allzu häufig gibt’s das nach wie vor nicht im Jazz: Eine durchkonzipierte Suite aus mehreren zusammen hängenden Stücken, die ohne Pause mit dicht auf einander folgenden Akzenten aufwarten. Die provencalischen Belmondo Brothers setzten bei ihrem Konzert im Neuburger Birdland auf die Kraft des großen Bogens, bewegten sich mit ihrem Quintett in hoher Lebhaftigkeit durch flottes Geläuf.
Schon im ersten Set hatten Stéphane Belmondo an Trompete und Flügelhorn, sein Bruder Lionel Belmondo an Tenorsax und Flöte, Laurent Fickelson am Bösendorfer, Paul Imm am Bass und Laurent Robin am Schlagzeug ein Hardbop orientiertes Jazzfeuerwerk abgebrannt. Mit Wucht trieben die Fünf alle Wintermüdigkeit von dannen um die Akkus der Zuhörer mit neuer Energie aufzuladen. Danach dann im großen Rahmen, was zuvor durchaus mitzureißen im Stande war. Und es funktionierte, zumindest weitgehend, mit Tempowechseln und rhythmischen Variationen, Stimmungsänderungen und variablen Sounds, reizvoll changierenden Klangfarben, transparenten Arrangements, scharf geblasenen Unisoni und heißen virtuosen Soli auf der energetischen Überholspur: Die Belmondo Brothers vereinen etliche Tugenden Bop-inspirierter Improvisationskunst in kohärentem Fluss, kochen beileibe nicht auf Sparflamme. Dabei muten sie sich und dem Publikum allerhand zu, fast zu viel schon, eine Tour de Force zwischen 52nd Street, afrikanischen Roots und europäischer Tradition. Das atemberaubende Tempo lässt wie in Trance die Zeit vergessen, der Blick auf’s Detail allerdings geht zuweilen verloren bei fast permanent durchgetretenem Gaspedal.