Geoff Goodman Quartet | 19.10.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Man könnte sie als Antipoden ihrer Zeit betrachten, Bill Evans und Thelonious Monk, wäre nicht die erratische Eigenständigkeit beider. Die Jazzgeschichte lebt von solchen Persönlichkeiten. Monk steht für kantige, zuweilen fast skurril anmutende Kompositionen, deren melodisches Überraschungspotential und rhythmische Dichte ihm unzweifelhaft einen Platz in der Unsterblichkeit zuweisen; mit „Round Midnight“ hat er eine der meist geliebten und ergreifendsten Balladen des Jazz geschrieben. Dennoch blieb er ein Einzelgänger, seinen Lebenslauf umflort eine bleibende Tragik, vielleicht ja der notwendige Nährboden für solch eigenständige Kreativität.

Im Unglück der Lebensumstände liegt wohl auch ein missing link im Vergleich zu Bill Evans, dem lyrischen Erneuerer des Klavierspiels, der eine ganze Schule des Pianospiels begründete, zu der u.a. Keith Jarrett und Brad Mehldau zählen, sensitiv, melodisch und in stetem interaktivem Fluss musikalischer Weiterentwicklung, zuweilen mit erstaunlichem Biss.

Jazzhistorisch sind beide, obwohl reale Zeitgenossen, praktischfast eine ganze Generation auseinander. Monk gilt als Pionier des Bebop, Evans war wesentlich beteiligt an der Zündung der zweiten Stufe des modernen Jazz, die sich spätestens mit Miles Davis legendärem modalem Album „Kind of Blue“ Bahn brach.

Was also bringt den Gitarristen Geoff Goodman dazu, Kompositionen der beiden in einem – überraschend kompakt wirkendem – Programm zusammen zu spannen? „Ganz einfach: Ich liebe die Musik beider“, meint der amerikanische Gitarrist, der seit fast dreißig Jahren in München lebt. „Und ich freue mich total über diese Band. Wir spielen sehr relaxed und ohne Druck zusammen.“

In der Tat, im Bass-losen – „Das ist wie barfuß laufen!“ – Zusammenspiel mit Till Martins zupackendem Saxophon, Tizian Josts sacht dosiertem, stets offenen Piano und Matthias Gmelins fein swingendem Schlagzeug wirkt die Musik der beiden so unterschiedlichen Impulsgeber des Projekts erstaunlich homogen, klar, aktuell und transparent, spannend allemal.

Geoff Goddman hat ein Händchen dafür, Bands zusammen zu bringen, die seine gitarristische Inspiration erden. Ein Abend für jazzige Feinschmeckerr, denen der kreative Umgang mit der Tradition wirklich etwas bedeutet!