Gary Smulyan – Ralph Moore Quintet | 21.09.2019

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Gerade 14 Monate sind vergangen, seit dieses hervorragende Quintett ein unvergessliches Konzert in Neuburg gab. Am Samstag Abend war es in der gleichen Besetzung wieder zurück und mit ihm zahlreiche Wiederholungstäter in den Reihen der Zuschauer.

An vorderster Front agierte Baritonsaxophonist Gary Smulyan, dessen imposantes Tiefton-Instrument an dem nicht sehr großen Mann der Blickfang des Abends war. Der ganze Gary schien streckenweise nur aus Luft zu bestehen, wo sonst hätte er den langen Atem für seine schier nicht enden wollenden röhrenden Exzesse herholen sollen? Dazu sein lausbubenhafter Gesichtsausdruck, weil ihm oder seinen Mitstreitern ein besonders origineller Schabernack gelungen ist. Man freute sich mit ihm. Es wundert niemand, dass Smulyan für sein musikalisches Schaffen jahraus, jahrein mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wird.
Für die leicht höheren Frequenzen war Ralph Moore mit seinem Tenorsaxophon genau die richtige Wahl. Als kongenialer Partner vollzog er auf seinem Instrument regelrechte und gerne regelbrechende Höllenritte. Moore ist ein Funken sprühender Tausendsassa, der in seinen Spielpausen erwartungsvoll und aufmerksam der Dinge harrt, die auf ihn lauern.
Die beiden New Yorker ergänzten, erweiterten oder beantworteten die Steilvorlage des jeweils anderen jeder auf seine eigene unvergleichliche Weise.

Obwohl der Rest der Band einen wunderbaren Teppich für die beiden Holzbläser bereitete, wäre es zu kurz gegriffen, den fantastischen Pianisten Olivier Hutman, den immer öfter in Neuburg präsenten Bassisten Stephan Kurmann und Publikumsliebling Bernd Reiter am Schlagzeug lediglich als Begleitgruppe abzutun. Allen voran der Pianist, boten alle drei rhythmisch wie auch solistisch genug Spannendes um die Aufmerksamkeit zwangsläufig auf sich zu lenken.

Anfangs wollte der Funke auf das Publikum nicht gleich überspringen. Doch die Stimmung stieg stetig und allerspätestens bei der letzten Nummer der ersten Halbzeit befanden sich die Zuschauer in dem Rausch, der im Birdland Jazzclub als Normalzustand bezeichnet werden darf.

Und was gab es zu hören? Es waren Kompositionen aus der Ära des Bebop und Hardbop, aber auch des Modern Jazz, von Komponisten wie Tommy Flanagan, Thad Jones, Bill Lee oder Joe Henderson, mal mit explosivem Hochdruck oder als Ballade zum Dahinschmelzen verabreicht. Brillant vom ersten Ton bis zum letzten Schlag. Klar, dass der Saal zum Schluss tobte.