Full Moon Trio | 06.12.2015

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Vollmond, welch wunderbares Wort. Unzählige Gedichte, Geschichten, Mythen ranken sich um ihn – oder sie? Der Mond, la luna, steht zugleich für Stetigkeit und Wandel, für ewige Veränderung und die ewige Wiederkehr. Menschen richten ihr Leben nach dem Lauf des Mondes, achten auf seinen Lauf, freuen sich Mal um Mal über die Fülle der Rundung. Als zweites großes Gestirn unseres Himmels ist er den langen Nächten des Winters umso willkommener als Bote weichen, weißen Lichts.
Full Moon Trio, welch wunderbare Band. Auch hier rundet sich ein Zyklus, Mal um Mal. Nicht alle Jahre, aber immer mal wieder gegen Ende des Jahres, wenn es draußen kalt ist und drinnen umso heimeliger sein soll, helfen Stephan Holstein, Wolfgang Lackerschmid und Walter Lang, der langen Nacht die Stirn zu bieten mit dem verzaubernden Fluss ihres musikalischen Miteinanders.

Klarinette, Vibrafon und Klavier, eine außergewöhnliche Instrumentierung in wohligem Zusammenklang, wohlgefeit gegen alle Santa-Clausigen Kitschattacken der Vorweihnachtszeit, bieten in leisen Tönen feinen Kammerjazz von hoher Differenzierung und abwechslungsreicher Entspannung.
Die drei kennen sich gut, haben im Laufe der Jahre in verschiedenen Projekten und Konstellationen miteinander gespielt, finden immer wieder und immer neu den Gleichklang des Pulses, haben Zeit zu atmen, geben sich Raum und Zeit, lassen die Fantasie spielen und ihr Spiel fantasieren. Inspiriert durch Lee Konitz, die lebende Ikone des Cool Jazz, ist dabei weniger wichtig, was sie spielen, sondern viel wichtiger, wie sie sie spielen, die Standards der Jazzgeschichte von „All the Things You Are“ über „Softly As in a Morning Sunrise“ bis hin zu Charlie Parkers „Confirmation“ oder Atilla Zoller „A Thousand Dreams“.

Stets entlocken Lackerschmid, Holstein und Lang bei allem beweglichen Fluss den Stücken Gelassenheit und Ruhe, einen Schuss innere Heiterkeit und die Ahnung davon, dass das Leben auch federleichte Momente bereithält. Im aufmerksamen Miteinander der drei Feingeister entfaltet sich so der silbrige Glanz einer Vollmondnacht ganz wie von selbst. Übrigens: Heuer ist Vollmond am ersten Weihnachtsfeiertag, im Kalender steht „Christmond“.