Full Moon Trio | 09.12.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Was hat der Vollmond zu bedeuten in der Winternacht? Poesie, Klarheit, sanfte Ruhe und mild schimmerndes Licht. Lässt sich das in Musik übersetzen? Das Full Moon Trio hielt beim Jazz im Audiforum, was der Name verspricht, im klingenden Schattenspiel geheimnisvoller Nachtmusik.

Wolfgang Lackerschmid, Stephan Holstein und Walter Lang gaben ein Gastspiel von purer kreativer Schönheit. Die Kunst des Triospiels besteht ja in besonderer Weise darin, aufeinander zu hören, im je rechten Moment Präsenz und Zurückhaltung abzuwägen, dabei Übergänge zu schaffen im Miteinander schöpferischer Individualität, in stets changierendem Rollenwechsel und Wechselspiel, im Lauschen, Schweigen, Spielen, Begleiten und Farbe bekennen, abwechslungsreich, bunt, hurtig, still, versonnen, versponnen wie in jener portugiesischen „Pensao Central“, der auch das Gewurl der Kakerlaken nichts von der sonnendurchflutet entspannten Ferienstimmung nehmen kann.

Immer neu suchen die Drei mit Erfolg die Balance von Freiheit und Bindung, untereinander und im Dialog von klassisch kammermusikalischer Tradition und modern swingender Improvisationskunst: „Sarah’s Bande“ Wolfgang Lackerschmids mit variantenreichen Finessen gespicktes Vibraphon, Stephan Holsteins vollendet kultivierte Klarinette und Walter Langs zeitloses Pianospiel harmonieren in perfekter Feinabstimmung, die nur durch jahrelanges Zusammenspiel und konkurrenzlose Freundschaft entstehen kann, harmonieren auch perfekt mit Stephanie Schlesingers Stimme.

Die Sängerin mischt in makellos reiner Intonation klassische Standardinterpretationen wie Jerome Kerns „Yesterdays“ mit flexibler Kreativität und sensitiver Seelentiefe in Lackerschmids CHet Baker gewidmeter Komposition „Why Shoudn’t You Cry?“

Was also bedeutet der Vollmond in der Winternacht? Vielleicht lehrt er uns, auf die leisen Töne zu hören. Das wäre nicht die schlechteste Vorbereitung auf das bevorstehende Christfest.