David Friedman – Peter Weniger | 10.12.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Einstieg wie im Hummelflug mit einem freien Stück – „Das machen wir immer so!“ – und schon im Ansatz spürbar die kultivierte Kunst des Duos: Peter Weniger und David Friedman gaben im Birdland Jazzclub ein Konzert von höchster dialogischer Qualität.

„O Grande Amor“ – Antonio Carlos Jobims bossa nova wird hier nicht etwa sacht und sommerwarm in den Keller gesäuselt, sondern weidlich ausgelotet aufs spielerische Potential. Natürlich bleibt das eher leise, ohne Aggression oder brüskierende Offensive, jedoch nie unverbindlich oder ohne Biss. Selbst die entschleunigte Zeitlupenversion von Johnny Mandels „Emily“ hakt sich an manchen Stellen eher ins Ohr, als dass sie schmeichelt. Das ist gut so, dadurch bleibt es spannend, meidet das allzu Verbindliche ebenso wie die Monomanie.

David Friedmans Vibraphon webt aus glockenhellen Klangperlenschnüren einen feinen fliegenden Teppich, der mit vergleichsweise trockenem Sound eine glasklar erkennbare Struktur zeigt. Melodisch eloquent, rhythmisch präzise und harmonisch von Esprit erfüllt, zugleich subtil und unüberhörbar präsent: „Body And Soul“.

Peter Wenigers Saxophon spielt dazu mal sanft, mal saftig, weich und kraftvoll, mit zartem Hauch und mächtigem Volumen, mal völlig ohne Vibrato, mal mit honky Biss oder exaltierten Überblasungen. Faszinierend am Spiel des Berliners ist neben dem langen Atem seiner Soli die Gleichzeitigkeit einer außergewöhnlichen Bandbreite in Stil und Sound bei unverkennbarer Individualität, die in keinem Augenblick verloren geht.

Überhaupt sind in diesem Duo zwei Persönlichkeiten am Werk, deren jede etwas zu sagen hat, was den Dialog auf denkbar hohes Niveau hebt, die zugleich so intensiv aufeinander eingehen, dass zwei Künstler zur Einheit eines Duos verschmelzen und zu wahrhaft gemeinsamer Musik finden. Nachdenklichkeit, leichtes Melos und blau gefärbter swing beim „Concion triste“ gehören ebenso dazu wie leiser Humor: „Lover“. Ein rundum runder Abend!