Full Moon Trio | 08.12.2000

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ein Abend der leisen Töne, zart, zärtlich, innerlich: Drei Musiker aus dem bayerisch-schwäbischen Raum zelebrieren die romantische Seite des Jazz in subtiler Behutsamkeit und meditativem Fluss. Die anlässlich des Konzerts aufgenommene CD wird einen besonderen Konzertabend im Neuburger Birdland dokumentieren.

Seit Jahren sind sie befreundet, der Klarinettist und Saxophonist Stephan Holstein, der Pianist Walter Lang und der Vibraphonist Wolfgang Lackerschmid. Für diesen Abend im Neuburger Birdland wirken sie noch einmal besonders auf eine gemeinsame Wellenlänge eingeschwungen. Sie erreichen ein hohes Maß an atmosphärischer Konzentration, erzählerischer Dichte und kommunikativer Kohärenz. Kammerjazz, ein Ausdruck, der oft genug herhalten muss für smoothige Belanglosigkeit, hier ist er im besten Sinne berechtigt. Größtmögliche Ausdrucksbreite geht einher mit intensiver gegenseitiger Zuordnung, akzentuierte Individualität mit einfühlsamem Gemeinsinn, minimale Mittel mit maximaler Wirkung. Da sind drei Romantiker am Werk diesseits jeglicher Schmusigkeit. Holstein, ein Meister der feinen Nuancen, legt weich schimmernde Melodien in den Raum, die wie barocke Flussperlen in verhalten mattem Glanz erstrahlen, Lang frönt seinem Faible für transparente Miniaturen und unerwartete Akzente, Lackerschmid malt mit subtiler Finesse an Stimmungen, Bildern und Seelenlandschaften. Gemeinsam sorgen die drei für einen behutsam swingenden Konzertabend, der in einer Zeit, die alles dem Weihnachtseinkauf unterzuordnen scheint, mit melancholisch angehauchtem Temperament dem Sehnen zu seinem Recht verhilft.