Frederik Köster Quartett | 19.11.2011

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Das Konzert vom „Frederik Köster Quartett“, dessen zweiter Teil im Bayerischen Rundfunk live ab 22 Uhr übertragen wurde, fand am 19.11.2011 im Rahmen des „1. Birdland Radio Jazz Festivals“ statt.
Daran anschließend wurden Ausschnitte aus den kürzlich im Club aufgezeichneten Konzerten vom Pat Martino Trio, Steve Swallow Quintet, Riccardo del Fra Trio, Lee Konitz & Thomas Rückert Trio sowie vom Cecil Taylor & Tony Oxley Duo gesendet. Einige größere Festivals würden froh sein, eine so geballte Ladung an Spitzenmusikern bieten zu können. Wieder einmal hat das Birdland in Zusammenarbeit mit dem BR mit diesem Novum neue Standards aufgestellt; und wie man hört, ist auch für nächstes Jahr wieder ein Festival geplant.

Nun aber zum eigentlichen Konzert; und das reihte sich nahtlos in die Reihe der großartigen, oben erwähnten Konzerte ein. Frederik Köster ist an der Trompete und am Flügelhorn ein Ausnahmetalent und wirkt mit seinen erst 34 Jahren spieltechnisch schon sehr ausgereift und abgeklärt. Zu Recht bekam er in letzter Zeit einige hochkarätige Preise, darunter den „Echo Jazz“.
Seine hervorragenden suitenhaften Kompositionen wurzeln natürlich im Jazz, hinzu kommen aber unüberhörbare Ingredienzien aus Rock, Pop und moderner Klassik. Sie haben oft einen lyrisch-philosophischen Hintergrund, beziehen sich doch einige Titel wie z.B. „2.Juni“ oder „Schaltjahr“ auf zeitliche Ereignisse oder sind nach dem Lesen eines besonderen Buches entstanden.
Kösters Stücke -sie erinnern in ihrer Wesensart in gewisser Weise an Gershwin- sind zwar durchkomponiert, lassen aber genügend Freiraum für Improvisationen und sind daher auch nur „Momentaufnahmen“, wie der Titel seiner neuen CD treffend besagt. Mit Tobias Hoffmann (E-Gitarre, Effects), Robert Landfermann (Bass) und Ralf Gessler (Drums) hat er kongeniale Partner zur Seite, mit denen er dieses Konzept perfekt umsetzen kann.
Köster glänzt zum einen durch seinen makellosen, klaren Ton und zudem durch seinen enormen Ideen- und Variationsreichtum; so bläst er die Trompete auch mal mit Metall-  oder Gummidämpfer oder führt sie bei langen Tönen langsam am Mikrophon hin und her, was zu einer Art an- und abschwellender Tonsequenz führt. Dazu spielt Gessler an der E-Gitarre mal sanfte Jazzpassagen, mal knackige Rockakkorde und versetzt sie hin und wider mit dezenten elektronischen Effekten. Zusammen mit der Rhythmussektion entsteht ein ganz eigener, unglaublich spannender, bandspezifischer Klangkosmos.

-Alles fließt, alles verändert sich ständig und bleibt damit lebendig; so soll Jazz sein.
Ganz großes Kino!-