Franz Weyerer Quintet | 04.01.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Draußen zweistellige Minusgrade, drinnen wabernde Glut und eine lebendige deutsch-österreichische Freundschaft: Dem Franz Weyerer Quintett gelang zum Jahresauftakt ein frischer Gig im Birdland Jazzclub. Die trotz der klirrenden Kälte zahlreich erschienenen ZuhörerInnen erfreuten sich an vitalem Bop alter Schule.

Schon der Opener lässt keinen Zweifel, wes Geistes Kind der Abend werden soll: gepflegter Hardbop mit gemäßigt modernen Tönen in entspanntem Miteinander. Eine perfekt aufeinander eingestellte Frontline mit den beiden langjährigen Freunden Franz Weyerer an der Trompete und Thomas Kugi am Tenorsaxophon wird unterfüttert durch eine von Grund auf harmonisierende Rhythm-Section. Walter Lang am Klavier, Henning Sieverts am Bass und Rick Hollander am Schlagzeug sind schon fast so etwas wie ein Herzstück der Münchener Szene, kennen sich aus verschiedenen Formationen bis hin zu fast blindem Verständnis.

Das Rad muss ja nicht jedes Mal neu erfunden werden. Für einen gelungenen Winterabend reicht es allemal, wenn entspannte Unterhaltung gekonnt mit qualitativem Anspruch verbunden wird. Thomas Kugi am Tenorsaxophon, der Wiener unter lauter Münchenern, spielt sein Horn mit trockenem Charme, geläufiger Phrasierung und sonorem Schliff. Walter Lang stellt auch bei seinem dritten Auftritt im Birdland innerhalb weniger Wochen seine vielseitige pianistische Klasse unter Beweis. Henning Sieverts macht seinem Ruf als einsatzfreudigem und flexiblem Bassisten alle Ehre, und Rick Hollander erweist sich einmal mehr als solider und ideenreicher Drummer. Franz Weyerer hat alle Gelegenheit, seinen disziplinierten Ton, seine klassisch geschulte versierte Technik, sein variables Ausdruckspektrum und seine charakteristische Klangfarbe zu entwickeln.

Höhepunkt des Abends neben Duke Ellingtons silberglänzendem „In A Sentimental Mood“: Oscar Pettifords „Bohemia After Dark“, das zu Ausflügen in die Mitte glühender Intensität geradezu einlädt.