František Uhlíř „Story Of My Life“ | 27.09.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die Zahl sieben ist magisch, symbolträchtig, bekannt wegen ihrer offensichtlichen und umrankt von geheimnisvollen Bedeutungen. Für man­che ist sie gar hei­lig. Als der tschechi­sche Kontrabassist František Uhlíř 70 wurde, was auch schon wieder vier Jahre her ist, beschloss er, sich selbst zum Ge­burtstag eine Suite für sieben Musiker zu schreiben und sie mit „The Story Of My Life“ zu betiteln. Sie sollte aus sieben Teilen bestehen und mit musikalischen Mitteln die sieben Jahrzehnte seines Le­bens beschreiben von der Kindheit über die Jugend, das Musikerleben und die ei­genen Kinder bis hin zum „Turbulence Of Life“ als Ab­schluss.

Zusammen mit seinen Landsleuten František Tomšiček (Trompete, Flügel­horn), Přemek Tomšiček (Posaune), Standa Mácha (Klavier) Marek Urbánek (Schlagzeug) und den beiden Engländern Andy Schofield (Altsaxofon) und Osian Roberts (Tenorsaxofon) führt er das Werk nun erstmals im Birdland Jazzclub in Neuburg auf. Uhlíř, der im März 2023 mit seinem „KUH“-Trio bereits an glei­cher Stelle zu Gast war und damals für Aufsehen und Begeisterung gleicherma­ßen sorgte, hat sich und seinem Klang­körper damit nun ein Konzeptprogramm auf den Leib geschrieben, das einerseits eine, nämlich seine, Geschichte mit wichtigen biografischen Stationen und Weggabelungen erzählt, andererseits aber auch seinen Weg hin zu seiner Rolle als Musiker mit eigener Sprache be­schreibt.

Uhlíř’s Bass, markant, durchsetzungs­stark und druckvoll im Sound, gespielt mit Grandezza und Eleganz, ist der Fels, um den sich alles rankt. Die Teile der Suite, die mal eher zum Mainstream, mal eher zum Modern Jazz tendieren, deren Arrangements sich an denen von Big Bands unserer Tage orientieren, aber dennoch auch fest in der Tradition veran­kert sind, sind auskomponiert, werden aber immer wieder durch Soli ausge­schmückt, ornamentiert und verziert. So ergibt sich eine enge und überaus reiz­volle Verzahnung von notierten und im­provisierten Passagen. Man kann sich als Zuhörer also stets auf einen Rahmen ver­lassen, innerhalb dessen jedoch so ei­niges an Spannendem passiert. Etwa bei der Komposition „Ústí – Brno – Praha“ (Aussig – Brünn – Prag), einer Art Suite innerhalb der Suite, in der es um biogra­fische Stationen Uhlíř’s innerhalb Böh­mens geht, oder in dem Stück „A Life As A Musician“, in dem die Weltoffenheit Uhlíř’s, der auch schon mit Wolfgang Haffner, Dave Weckl oder Benny Bailey spielte, besonders zum Tragen kommt.

Der satte Sound von vier Bläsern, Uhlíř’s herausragende musikalische The­men, seine modernen Arrangements mit akribisch genau abgestimmten Abläufen, die swingenden Grooves und das durch­dachte inhaltliche Konzept. Es passt alles auf sehr überzeugende Weise zusammen. Selbst die beiden Zwischennummern, die die Suite für einige Minuten unterbre­chen und das Publikum in die bzw. aus der Pause geleiten, fügen sich ein. Scho­field’s „Night Colours“, das er für sein in Prag ansässiges16-köpfiges Jazz Dock Orchestra geschrieben hat, und – zur Entspannung und passend zur Jahreszeit – eine wunderschöne Bearbeitung des Klassikers „Autumn Leaves“. Ja, man sollte hierzulande tatsächlich öfter mal schauen, was in Sachen Jazz in Böhmen eigentlich so alles passiert. Gut, dass das Birdland da mit gutem Beispiel voran­geht.