Frank Roberscheuten Hiptett
„A Tribute to Lionel Hampton and Benny Goodman“ | 12.03.2022

Donaukurier | Karl Leitner
 

Es gibt Tage, da passt alles zusammen. Eine bis auf den letzten erlaubten Platz ausverkaufte Lo­cation, Musik, bei der man einfach nicht still sit­zen kann und eine Band unter Stark­strom, die zu ganz großer Form aufläuft. Das Frank Roberscheuten Hip­tett prä­sentiert im Neuburger Birdland Jazzclub sein Tribute-Programm an Lio­nel Hamp­ton und Benny Goodman und der Saal tobt.

Es geht in der Hauptsache also um Mu­sik, die inzwischen achtzig oder neunzig Jahre alt ist, Musik aus dem goldenen Zeitalter, als der Klarinettist Benny Goodman, der Vibrafonist Lionel Hamp­ton, der Pianist Teddy Wilson und der Schlagzeuger Gene Krupa die Jazzwelt dominierten, Namen, die Legionen von Musikern nach ihnen beeinflusst haben, vor denen man sich heute noch ehrfürch­tig verbeugt. Was die vier damals mach­ten, war sensationell, nicht nur in musi­kalischer Hinsicht. Zwei weiße und zwei schwarze Musiker in einer Band, das war seinerzeit ein absolutes Tabu.

Jeder dieser vier verdient im Grunde ein eigenes Denkmal. Frank Roberscheu­ten (Klarinette, Tenorsaxofon) aus Eind­hoven, Martin Breinschmid (Vibrafon) aus Wien, der New Yorker Pianist Rossa­no Sportiello und Schlagzeuger Oliver Mewes aus Köln setzen ihnen an diesem Abend im Birdland eines. Es gibt Musi­ker, die verschreiben sich einer Sache mit Haut und Haaren. Die Mitglieder des Hiptetts gehören eindeutig in diese Kate­gorie. Deswegen wird das Konzert, des­sen Repertoire der eingefleischte Fan des Traditional Jazz natürlich bereits bestens kennt, zu einem Abend voller Leiden­schaft, Inbrunst und Hingabe, zu einer Werbung nicht nur für Stücke wie „Moonglow“, „How Long Has This Been Going On“ und „The Memories Of You“, sondern auch in eigener Sache. Ob sich die Band der Originalarrangements bedient oder längst zum musikalischen Weltkulturerbe zählende Standards wie „“The Long Way To Tipperary“ und „Flying Home“ bearbeitet, sie selbst steht unter Volldampf und die Art der Präsentation im Mittelpunkt. Und die ist im wahrsten Sinne umwerfend.

Hier sind nicht nur absolute Überzeu­gungstäter, sondern auch wahre Könner auf der Bühne. Roberscheuten als zart­fühlender Schmeichler wie auch als Honker, bei dem ein ums andere Mal die Post abgeht, Breinschmid als quirliger Tausendsassa, Sportiello als Allrounder, der auch für die Bassparts zuständig ist, und Mewes als Pulsgeber, auf den man sich blind verlassen kann. Diese Band ist ganz einfach ansteckend.

Und dann gibt’s ja auch noch – weil ein wenig Show schließlich auch nicht scha­det – immer wieder mal den Griff in die Trickkiste. Breinschmids Solo auf dem Spezialvibrafon etwa, das aus unter­schiedlich gefüllten Flaschen mit hoch­prozentigem Inhalt besteht, oder sein spektakuläres Duett mit Mewes mit vier Besen an zwei Snare Drums anlässlich Count Basie’s „Cute“, womit gleich noch einer aus der Riege der Jazz-Heroen ge­würdigt wird. Es mag vielleicht nicht je­der Besucher im Saal vorab bereits Fan dieser außergewöhnlichen Band gewesen sein, nach den beiden Zugaben aber sind sie es, zumindest dem Beifall nach zu ur­teilen, vermutlich ausnahmslos alle.