Frank Hoffmann & mg3 | 25.03.2012

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

 Optimistische, helle, melodiöse, zugleich ein wenig melancholische Klänge mit leisem Groove eröffnen den Abend, reine, klare Dur-Akkorde vermitteln positive Energie, erzählen von der Leichtigkeit des Seins, die so leicht gar nicht ist, wie sich bei genauerem Hinhören erschließt.

In bester Pianotrio-Tradition spielen sich Martin Gasselsberger am Bösendorfer, Roland Kramer am Kontrabass und Gerald Endstrasser am Schlagzeug im gleichberechtigten Dreieck die Bälle zu, beziehen dabei die Stimme Frank Hoffmanns zunehmend ein. Zunächst im Wechsel von Musik und Text, später im unmittelbaren Dialog wird aus dem Übergang von Gesprochenem und Instrumentalparts mehr und mehr die Einheit eines Quartetts, dem die Stimme des Burgschauspielers eine ganz eigene Klangfarbe hinzugibt.

Die Gedichte Erich Frieds, des zynischen Provokateurs, des zärtlich Liebenden, des der Vergangenheit traurigen, der Gegenwart kritischen, der Zukunft skeptischen, gehen unter die Haut, transportiert von einer Stimme ganz besonderer Kraft. Das mag am Timbre liegen, einem sonoren Bass, an der behutsamen Modulation, es liegt mit Sicherheit an der ernsthaften Empathie, mit der Frank Hoffmann den Texten nachspürt, begleitet von Musikern, die sie sich zu eigen machen im lebendigen Dialog.

Die Musik gewinnt dabei an Härte, Ironie, Trotz und Trauer angesichts der „Mächte des Schicksals“, der „Sachverständigen“, deren Optimismus so wohlfeil ist wie jedweder Zeitgeist, des Sparens und der Angst vor denen, die keinen Zweifel kennen. Der Subtext der verführerisch schönen Melodien besteht in der Unruhe des Herzens, Bass und Schlagzeug sorgen für permanent brodelnde Kontrapunkte des Ausdrucks.

Den Aphorismen, Gedichten, Fragen Erich Frieds entspricht solche Musik zutiefst, bilderreich mal, sehr direkt ein andermal, sarkastisch, zärtlich, liebevoll und resignierend. Da wird dem schönen Schein auf den Grund gegangen, werden wohlgesetzte Ausreden entlarvt, den Lachern so abhold wie den Claqueuren gegenüber misstrauisch, dabei von zweifellosem Bekenntnis dem Wahren, Guten und Schönen getragen, unangefochten im Herzen, in der Hoffnung, im Harren auf Einsicht, aller Verzweiflung entgegen. „Fast alles hätte Sinn, wenn es Sinn hätte.“ Da tut es gut, gegen den Strich gebürstet zu werden, die scheinbar so klaren Reden und Ausreden des Alltags in Frage gestellt zu sehen ohne Betroffenheitsrhetorik und Zeigefinger in karger Sprache, einfach so, so einfach! „Es ist, was es ist, sagt die Liebe“, allen traurigen Märchen zum Trotz!