Der Abend verging in einem Tonrausch, Katersymptom war ein erwünschter Nachklang im Ohr: Wie ein Sturzbach prasselte am Freitag die Skalen-freudige Mischung aus Hardbop und Modern Jazz, zum Schluss noch Bluesrock auf das Publikum im Apothekenkeller. Gekommen waren zum Gastspiel des Franco Ambrosetti Quintet nicht allzu viele Hörer, aber die Begeisterung war groß, im zweiten Teil setzten sich einige offensichtlich fasziniert ein paar Stühle nach vorne, ein gutes Zeichen. Auf der Bühne konzentrierte sich alles um Vater und Sohn Ambrosetti, vor allem um den 72-jährigen Franco Ambrosetti, Sohn von Jazzmusiker Flavio Ambrosetti und bis anno 2000 sehr erfolgreicher Inhaber des Familienunternehmens Ambrosetti Technologies. Seine Ausbildung und Liebe aber galt und gilt dem Jazz, zum Glück, denn Franco ist ein so begnadeter, dem Instrument beeindruckende Beweglichkeit und lyrische Klanglichkeit entlockender Flügelhornist wie sein Sohn Gianluca ein hochvirtuoser Sopransaxofonist ist. Nach diesen beiden Solisten richtete sich der Rest der Band, auch Pianist Andrea Pozza, mindestens ebenbürtig seinen Chefs, der aus den Akkordschritten und säulen nervicht-glitzernde Läufe explodieren ließ. Noch im Lauf den Anschlag zu ändern, aus dem Stand heraus beeindruckende Schnelligkeit in den Akkordbrechungen, rasant parlierende Melodie und Harmoniegerüst organisch zur musikalischen Einheit und Aussage zu verbinden die Meisterschaft des abseits des Franco Ambrosetti Quintet auch als Solo-Jazzpianist brillierenden Andrea Pozzi faszinierte, Franco Ambrosettis bewundernde Worte bei der Bandvorstellung waren sehr angebracht. Solide nannte er dagegen seinen Drummer und ebenfalls langjährigen Bandkollegen Stefano Bagnoli, das stimmte nicht ganz, denn Bagnoli erfüllte seine Aufgabe an der Drumstation dezent aber idealiter, die Lautstärke dazu gekonnt auf die Räumlichkeiten abstimmend – eine echte Kunst im Apothekenkeller. Bassist Riccardo Fioravanti zeigte sich als versierter Bandbassist, vor allem im Hardbop-Rasen, sein Bass klang schön sonor, allerdings mit etwas Elektro-Beigeschmack. Vereinzelt gerieten die Schlüsse oder Solier-Abgaben etwas unklar, eine Frage der Absprache, aber ein Fest des Flügelhorns und Sopransaxofons war der Abend doch, noch dazu mit erstklassiger Begleitung.