Francesca Tandoi Trio feat. Max Ionata | 11.02.2023

Donaukurier | Karl Leitner
 

Es swingt, es groovt, es geht unter die Haut und man fühlt sich wohl dabei. Mainstream für Genießer im Neuburger Birdland Jazzclub. Auf der Bühne ist das Trio der jungen Pianistin Francesca Tandoi aus Rom zugange, der der Ruf vorauseilt, zu den großen Hoffnungen unter den jungen europäischen Jazzpianisten zu gehören. Dass an dieser Einschätzung durchaus was dran ist, kann man an diesem Abend beobachten.

Sie ist zusammen mit Stefano Senni am Kontrabass und dem Schlagzeuger Frits Landsbergen – ansonsten in Diensten der Dutch Swing College Band – angereist und hat als Gast mit Max Ionata einen der gefragtesten Tenorsaxofonisten Italiens dabei. Zum Glück, kann man nur sagen, denn ohne ihn und seine geschmackvollen solistischen Einlassungen, sein melodiöses Spiel und seinen vollen, warmen Ton, wäre das Konzert wohl ganz anders verlaufen. Die erste halbe Stunde nämlich verhält sich das Stammtrio auffallend zurückhaltend. Solide und kompetent auf alle Fälle, das ist unbestreitbar, aber nicht unbedingt mitreißend. Ionata ist – und bleibt den ganzen Abend über – der Anschieber, der Druck erzeugt und das Energielevel nach oben treibt.

Das ist ansteckend. Fürs Publikum und auch für seine Kollegen, denn nach einer knappen halben Stunde stimmt die Betriebstemperatur und die Sache läuft rund. Francesca Tandoi ist eine Pianistin mit Sinn für Dramaturgie. Wie sie ihre Soli aufbaut, behutsam in sie einsteigt, allmählich die Intensität steigert, sie mit technischen Finessen anreichert und schließlich zu einem heftig beklatschten Finale bringt, ist durchaus beeindruckend. Obgleich man bisweilen fast glaubt, Ionata sei der eigentliche Bandleader, ist sie diejenige, die den Kurs vorgibt. Zu Ray Brown und Bobby Timmons entwirft sie gelungene Covers, Standards wie „Just You Just Me“ interpretiert sie originell und Eigenkomposi-tionen wie „Hope“ fallen durch ihre bemerkenswerten Melodielinien auf.

Was verhalten begann, wird immer mehr zu seiner entspannten Swing-Session, eine Session freilich ohne den Zusatz „Jam“, denn spontane musikalische Interaktionen, solistische Zwiegespräche und spontaner Austausch sind nicht vorgesehen. Die Soli kommen der Reihe nach und die Sache bleibt somit übersichtlich. Ein ganz großes Plus an diesem Abend ist die reife Stimme Francesca Tandoi’s. Man hätte sie dem 31-jährigen, zierlichen Persönchen gar nicht zugetraut. Auf leicht verruchte Art und sehr ausdrucksstark nimmt sie sich der ehrwürdigen Balladen „Maybe You’ll Be There“ und „You’ve Changed“ an und macht sie zu den Highlights des Abends. Leider sei sie – wie sie selber sagt – erkältungsmäßig etwas angeschlagen, weswegen es auch bei nur zwei Vokalbeiträgen bleibt, was jammerschade ist.

Dass man von Francesca Tandoi künftig noch viel hören wird, steht außer Frage. Derzeit befindet sie sich auf dem Sprungbrett. Europaweit unterwegs ist sie ja bereits. Nach dem Konzert in Neuburg geht’s sofort nach Amsterdam zum Anschlussgig und dann nach Schweden. Von einem erneuten Gastspiel im Birdland in nicht allzu ferner Zeit kann man durchaus ausgehen.