Ferenc Snétberger Solo | 30.10.2020

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Es kommt nicht so oft vor, dass Solokünstler im Birdland Neuburg auftreten. Doch durch die politischen Unwägbarkeiten in dieser unruhigen Zeit werden kleine bis kleinste Formationen auf Bayerns bedeutendster Jazzbühne eher zur Regel als zur Ausnahme. Um den Anforderungen Genüge zu tun, begann die Vorstellung eine halbe Stunde früher als gewohnt. Leider blieben auch einige der reservierten Plätze im ausverkauften Auditorium unbesetzt.

Es war also viel Luft im Raum, die der sympathische und bescheidene ungarische Ausnahmegitarrist Ferenc Snétberger meisterhaft mit Tönen aus seiner klassischen Gitarre anzureichern wusste. Ferenc ist Roma, seine Musik aber fern von jenen Puszta-Klängen, die man gerne mit seinen Landsleuten verbindet. Bei seiner Art mit dem Instrument zu kommunizieren, kommt sein Studium der klassischen Gitarre ganz klar zur Geltung. Aber die Musik, die er vorspielt hat mit Klassik nur noch begrenzt zu tun. Man glaubt, Fragmente aus Etüden von Fernando Sor zu hören oder Ansätze aus Kompositionen eines Heitor Villa-Lobos, Leo Brower oder Augustin Barrios Mangoré, nur um gleich danach Bossa Nova Rhythmen à la Sebastiao Tapajós oder Sequenzen aus Werken Raphael Rabellos zu erkennen. Auch Anklänge im Stil von Ralph Towner kommen einem in den Sinn. Und doch trifft all das daneben, denn Snétberger hat längst seinen eigenen unverwechselbaren Stil gefunden.

Es fällt auf, dass da wenig ist, woran man sich so richtig festhalten kann. Sobald man versucht, sich an ein Thema oder eine Melodie zu klammern, wechselt der Meister oft unerwartet in ein ganz anderes Stimmungsbild. Auch mit einem durchgehenden Groove kann man nicht rechnen, weil sich der Maestro attacca im freien Spiel in seinen Improvisationen scheinbar zu verlieren scheint. Snétberger schmückt seine Kompositionen gerne mit dem Klang leerer Saiten und das Stück endet auch jedesmal unerwartet und in außergewöhnlicher Form. Seine Musik ist so ungewöhnlich wie die Bauweise seiner Gitarre aus der Meisterwerkstätte von Tom Launhardt mit einem ausgefallenen O-Loch und dem spitz zu laufenden Cutaway.

Und doch fühlt man sich vom ersten bis zum letzten Ton geborgen und gefangen und wünscht sich, die Magie des Abends möge niemals enden, was natürlich irgendwann nicht mehr zu vermeiden war. Als Zugabe glänzte Ferenc mit einer Courante von Johann Sebastian Bach, auf die er wieder auf seine unvergessliche Art improvisierte und dabei auch Bach‘s berühmtes Bourrée aus der ersten Lautensuite zitierte. Dann donnernder Applaus. Bei so wenig Publikum muss das erst mal einer nachmachen.