Gypsy-Jazz – Was macht die Faszination dieser besonderen Spezies des Jazz aus? Einen Großteil der Antwort gab das Fapy Lafertin Quintet mit Tim Kliphuis im Birdland Jazzclub mit Bewegung, Leichtigkeit, Charme und jener Prise Melancholie, die vor dem allzu schönen Schein bewahrt.
Am 16.5.2003 jährt sich der Todestag Django Reinhardts, eines der größten Jazzmusiker des 20. Jahrhunderts, zum 50. Mal. Seine singuläre Stellung in der Musikgeschichte zumal für den europäischen Jazz und seine Bedeutung für die Entwicklung der Gitarre als Jazzinstrument sind unumstritten. Die Zahl seiner musikalischen Epigonen ist Legion, die Bandbreite des von ihm ausgehenden Traditionsstromes enorm.
Einer, der unter Insidern als ein musikalisch besonders integerer Erbe Djangos gehandelt wird, ist Fapy Lafertin. Wie das so ist bei den Djangologisten: Sie alle eifern einem Ideal nach, das seine Vollendung in der Zeit schon fand im Genie seines Ursprungs. Und doch leugne niemand die Eigenständigkeit derer, die die im Strom der Zeit verlorenen Juwelen auf’s Neue funkeln lassen. In Lafertins Adaption des Hot-Club-Jazz finden sich soviel subtiler Eigensinn, Finesse und aktuelle Frische, dass nie der Eindruck entsteht, hier gehe es nur um den Neuaufguss der guten alten Zeit. Im Gegenteil, der Swing der 30er Jahre lässt sich in der Erinnerung gerade in Europa nicht von dem Schrecken lösen, der danach kam, bietet die liebevoll charmante Alternative zum martialischen Säbelrasseln aller Zeit.
Und wer diese Alternative so subtil, unaufdringlich, intim, duftig, nuanciert und mit lebensleichter Herzenswärme zum Klingen bringt wie Fapy Lafertin mit seinen bei aller Rasanz immer singbaren Läufen über den Gitarrenhals, wie Tim Kliphuis mit bemerkenswert kultivierten Leichtigkeit des Geigenbogens, wie die Rhythmusgruppe im unwiderstehlichen Fluss der Bewegung, der verdient alle Aufmerksamkeit. Alles fließt! Vielleicht ist es das: Es gibt nichts, was dem Leben Einhalt gebieten könnte, weder Tränen noch Tod. Auch morgen!