European Jazz Meeting | 01.03.2025

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Schon das allererste „One, two, three…“ hat Drive und Power. Da zählt nicht der Bandleader vorsichtshalber den Takt, damit das Eingangsstück im Tempo passt. Hier ist vom ersten Augenblick an, noch bevor auch nur ein Ton eines Instruments zu hören ist, Feuer und Feeling im Birdland Jazzkeller.

Damit ist klar, wohin der Hase läuft bei diesem Konzert der Band European Jazz Meeting: Swing der allerfeinsten Sorte, rasanter Bebop und in den Balladen ein intensiver, verführerischer Sound. Und das alles mit einer technischen Brillanz, nicht nur in den „Führungsinstrumenten“ Saxofon und Klavier, die so nicht oft zu erleben ist.

Diese vier Jazzer sind Großmeister ihres Fachs. Der furiose Schlagzeuger Frits Landesbergen, der erst vor ein paar Wochen den Birdland-Club am Vibrafon verzaubert hat. Der international herausragende Max Ionata am Saxofon. Der feinsinnige Pianist Martin Sasse. Und Dominik Schürmann am Bass, dessen Ton oft wie eine noble menschliche Stimme den Raum erfüllt.

Der Bandname „European Jazz Meeting“, der auf eine Art Gipfeltreffen anspielt, ist voll berechtigt. Dieses Gipfeltreffen jedenfalls ist vielfach ertragreicher als die meist von wenig Inspiration und noch weniger Substanz gekennzeichneten „Gipfel“ aus Wirtschaft, Politik oder anderen Sektoren.

Landesbergen und seine Mitstreiter spielen fast nur Eigenkompositionen. Es läge nahe, bei vier so starken Einzelkönnern in Nummern wie „Islas happy hour“, in der Ballade „For lovers“ oder in den rasanten Songs „That‘s it“ und „It‘s me“ jeden aus dem Quartett reihum mit längeren Soli glänzen zu lassen. Das wäre die sozusagen normale Jazz-Struktur Soli, Zwischenapplaus, anderes Solo, kurzer Applaus und sonst der gemeinsame Sound der Band.

Ein „European Jazz Meeting“ ist es komplexer, spannender. Die Stücke sind, wenn man so will, durchkomponiert, sie gewinnen so eine fast kammermusikalische Qualität. Klavier oder Saxofon dominieren durchaus über längere Strecken mit verwegenen Läufen, betörenden Melodien und Klangfarben, aber sie spielen so gut wie nie wirklich allein. Vielmehr sind die anderen immer dabei, nicht als eigentlich unwichtige „Begleitung“, sondern als echter musikalischer Mehrwert – mit blitzgescheiten Ideen, mit leicht hingeworfenen, witzigen Kommentaren zum Gesamtgeschehen.

Das verlangt von jedem in dieser grandiosen Vierer-Bande viel musikalischen Verstand, konzentriertes Mitdenken und Mitfühlen. Und dass es nicht zu gedankenschwer wird, dafür sorgt der charmante Plauderer Frits Landesbergen als Conferencier. Der kann sich sogar manchen Witz leisten, den andere lieber bleiben lassen. Kostprobe: Nach einem tollen Saxofon-Stück sagt er zum Kollegen Ionata: „Er spielt so schön und hat doch keine Freundin“. Auf das lang gezogene „Ooh…“ im Publikum fügt er hinzu: „Es ist schlechter, er hat eine Frau“.European