European Jazz Meeting | 01.03.2025

Donaukurier | Karl Leitner
 

Allmählich könnte man auf die Idee kommen, dieser Frits Lan­desbergen hätte seinen Zweitwohnsitz an die Donau verlegt. Innerhalb weniger Wochen tritt der viel beschäftigte Musi­ker aus dem niederländischen Voor­schooten nun schon zum dritten Mal auf Betreiben von Birdland-Chef Manfred Rehm in der Region auf. Zuerst als Schlagzeuger der Dutch Swing College Band, dann als Vibrafonist des European Swing Quintets, nun – wieder an den Trommeln und Becken – als Teil des Eu­ropean Jazz Meeting zusammen mit dem Tenorsaxofonisten Max Ionata aus Rom, dem Kontrabassisten Dominik Schür­mann aus Basel und dem Pianisten Mar­tin Sasse aus Köln.

In der Tat ist das Konzert, das das seit zwei Jahren bestehende Quartett im Birdland gibt, eine Art internationales Gipfeltreffen, aber auch ein stilistisches, denn die vier Herren, die über gut zwei Stunden ihr Auditorium mit Verve und Witz, höchster Musikalität und Spiel­freude begeistern und am Ende zwei Zu­gaben geben müssen, sind durch die Bank Allrounder, in jeder Spielform des Jazz nicht nur zuhause sondern auch eu­ropaweit etabliert. Nachdem sie vor knapp zwei Jahren einige ihrer Eigen­kompositionen im Rahmen der „Basel Sessions“ aufgenommen und unter die­sem Namen veröffentlicht haben, ergibt sich die Setlist quasi von selbst. Sasses wunderschöne Ballade „For Lovers“, Schürmanns im Andenken an seinen Freund Isla Eckinger verfasstes „Isla’s Happy Hour“, das swingende und in je­der Hisicht mitreißende „Victor’s Bar“ als Landesbergens Hommage an den großen Vibraphonisten Victor Feldman, Ionatas Latin-Nummer „That’s It“ und all die anderen ergeben eine überaus bunte Palette an Farben und Schattierungen, eine ungemein spannende Mischung aus Rhythm’n’Blues, Soul Jazz, Swing, Hard- und Bebop, aus Balleden und Stü­cken mit verschärfter Gangart.

Wobei wieder einmal der Unterschied zwischen der Konserve und dem Live-Ereignis deutlich wird. „The Basel Sessi­ons“ auf CD sind überaus gelungen, zweifelsohne, aber die vor Ort präsen­tierten „Neuburg Sessions“ in all ihrer Dichte, ihrer Eindringlichkeit und der damit einhergehenden Spielfreude muss man einfach miterlebt haben. Inklusive der witzigen Statements Landesbergens zwischen den Stücken, inklusive all die­ser genüsslich zelebrierten und geradezu trunken machenden Themen bei dessen „Bahama Bullet Train“ und „Hans Free“ sowie Ionatas „Naru’s Waltz“, inklusive all dieser Harmonien, auf denen man es sich so herrlich gemütlich machen kann, um dann das zu genießen, was die vier Herren auf deren Basis anzubieten ha­ben.

Natürlich könnte und müsste man an dieser Stelle eigentlich explizit all die Vorzüge jedes einzelnen Musikers wür­digen, deren Klasse und Virtuosität, min­destens ebenso wichtig aber ist auch die Kompaktheit des Quartetts, die Enge, mit der sie zusammen- und dafür einste­hen, dass aus dem European Jazz Mee­ting, das für jeden von ihnen ja ein Pro­jekt von mehreren ist, etwas so Erfreuli­ches entstehen konnte. Vier erstklassige Musiker müssen nicht notgedrungen auch eine erstklassige Band ergeben. Tun sie es trotzdem, kann man durchaus von einem Glücksfall sprechen. Das Konzert des European Jazz Meetings an diesem Abend darf man mit Fug und Recht als einen solchen bezeichnen.