Den Namen des Saxophonisten Ernie Watts dürften wohl die meisten Musikliebhaber schon des Öfteren gehört haben, wirkte er doch bei hunderten von CD-Produktionen von Größen aus dem Jazz- Rock- und Popbereich mit und veredelte mit seinem vornehmen Ton deren Scheiben.
Nun konnte man Watts mit seiner deutschen Band endlich auch live im Birdland Jazz Club erleben und sich von seinem großartigen Spiel überzeugen. Wer aufgrund des Backgrounds eventuell die Befürchtung hatte, ein glattgebügeltes, pop- u. rockkompatibles Konzert zu erleben, sah sich zum Glück
eines Besseren belehrt.
Watts ist durch und durch Jazzer, was er schon mit dem ersten Stück „To The Point“ beweist. Bei dieser Eigenkomposition brennt er gleich ein wahres Improvisationsfeuerwerk ab, das jedoch nie ausartet und immer erkennbare Melodiestrukturen beibehält. Diese ungeheure Energie und Spielfreude zieht sich durch das ganze Konzert, was im Übrigen auch auf seine Bandkollegen zutrifft.
Etwas ruhiger geht es im vielschichtigen „Oasis“, dem Titelstück der aktuellen CD, zu. Watts lässt mit behutsamen Vibrato wiegende Sambapassagen mit einfließen, während sich Tempo und Intensität im Mittelteil ständig steigern. Hierbei zieht sich der Chef vornehm zurück und bietet Christoph Sänger am Piano die Gelegenheit zu einem prickelnden, fulminanten Solo. Wiewohl man sagen muss, dass er die Arbeit seiner Kollegen sehr schätzt; so spendet er Ihnen nach gelungenen Soli immer wieder respektvoll Beifall.
Ein weiterer Höhepunkt ist die energiegeladene Interpretation von Charlie Parkers „Shaw Nuff“, mit grandiosen Zwiegesprächen zwischen Saxophon und Bass, bzw. Saxophon und Piano. In die gleiche Kerbe schlägt Watts‘ „Angel’s Flight“, zusätzlich angetrieben durch eine pumpende, funkige Rhythmusarbeit von Rudi Engel am Bass und Heinrich Köbberling an den Drums.
Natürlich gibt es auch die ruhigen Balladen, und da wären wir beim oben erwähnten Pop- Rockbereich angelangt. „Blackbird“ von den Beatles hat man allerdings noch nie auf diese grandiose, jazzige Art gehört. Wüsste man es nicht genauer, könnte man meinen, das Stück stamme aus dem „Great American Songbook“. Auch die beiden anderen klassischen Balladen „You Are There“ und „One Day I Fly Away“ werden einfühlsam und mit viel Soul dargeboten, ohne dabei ins Süßliche abzugleiten.
Fazit:
Watts, der über eine enorme musikalische Bandbreite verfügt, pflegt einen feinen, souveränen Ton, der über jeden Zweifel erhaben ist. Und dass er sich nie irgendwo anzubiedern versucht, macht ihn noch überzeugender und glaubhafter. – Wahrlich ein ganz Großer seines Faches.