Engstfeld – Weiss Quartett | 02.02.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Vom Rhein an die Donau: Mit dem Engstfeld-Weiss-Quartett gastierte eine sehr profilierte Formation aus dem Rheinland im Neuburger Birdland Jazzclub und bot ein vielgestaltig lebendiges Konzert, das Tradition und Moderne, Geschichte und Gegenwart in Eins fallen ließ.

Seit mehr als 30 Jahren touren der Tenorsaxophonist Wolfgang Engstfeld und sein musikalisches Alter Ego, der Schlagzeuger Peter Weiss, gemeinsam durch die Jazzwelt. Sie kennen sich ausgezeichnet, sind eng aufeinander eingespielt, was auch für das gemeinsame Quartett gilt. Christian Ramond am Bass und Hendrick Soll am Piano sind auch schon seit acht Jahren dabei, komplettieren einen Bandsound von dichter Ausgewogenheit und kraftvollem Volumen. Die Vier bieten modernen Mainstream Jazz auf dem Boden des Bebop, dem sie jedoch nicht museal verhaftet bleiben. Im Gegenteil: Engstfeld und Weiss nutzen die Basis der Tradition immer wieder für Höhenflüge in moderne Zeiten, die sie wiederum auf ungewöhnliche Weise rückkoppeln in die Vergangenheit – bis hin zu Robert Schumann. Dem ehemaligen städtischen Musikdirektor ihrer Heimatstadt haben die Düsseldorfer Jazzer zum 150. Todestag eine wunderbare CD gewidmet, setzen dessen Vertonungen von Gedichten Heinrich Heines selbstredend auch live im Birdland um in lupenreinen Jazz: „Im wunderschönen Monat Mai“ als lebensbejahende Ballade, „Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne“ in kochendem Uptempo. Es kommt im Jazz bekanntlich weniger darauf an, welches Stück man spielt, sondern darauf, wie man es spielt. Und da macht dem Engstfeld-Wqeiss-Quartett so leicht keiner was vor: „Tea For Two“, den guten alten Tin-Pan-Alley-Gassenhauer bringen sie auf dem Vier-Flammen-Herd der Band zum Kochen, wie dies weiland die Heroen des Bebop in Mintons Playhouse vormachten. Kompakte Power steigt da auf, bläst zur Attacke und fegt nur so durch die Jazz-Tradition bis hinein in unsere Tage.

Mit selten energischem Anschlag, entschieden und ohne Verlegenheiten im improvisatorischen Fluss spielt Hendrick Soll den Bösendorfer, in rundem Sound und wendiger Beweglichkeit legt Christian Ramond am Bass ein grundsolides Fundament, in vielgestaltigem Groove formt Peter Weiss die rhhythmische Struktur, in wuchtig kolossalem Ton heizt Wolfgang Engstfeld am Tenorhorn durch kraftstrotzende Soli. Da kommen Jazzklassiker wie Michel Legrands „You Must Believe in Spring“ oder Bronislau Kapers „Invitation“ quicklebendig auf den Punkt, ertönt J.J. Johnsons „Lament“ süffig satt mit jenem Hauch von Melancholie, der eine Ballade erst zum bitttersüßen Genuss macht, gerät Thelonious Monks „Hackensack“ schließlich zum echten Überraschungscoup.