Aldo Romano Trio | 10.02.2007

JazzThing | Reinhard Köchl
 

Spätestens seit The Bad Plus weiß es jeder: Das totgesagte Pianotrio funktioniert wieder. In einem schnuckeligen, längst rauchfreien Keller wie dem Neuburger Birdland noch viel besser als auf der Bühne einer diskoartigen Lounge. Weil die Melodien dort in eine eigene Atmosphäre eintauchen, jeden einzeln Besucher durchdringen. Melodien? Wir sprechen zwar von einem Songbook, aber von dem der Flower-Power-Ära. Songs aus dem Bereich von Pop, Rock und Chanson, die Hits wurden und das Hippie-Kiffer-Delirium zwischen 1965 und 1975 ohne Imagedelle überstanden. Für Aldo Romano sind sie der Soundtrack seiner wilden Pariser Jahre und die späte Versöhnungsformel mit einer lange vergessenen Besetzungsform. Sein dynamoartiges Drumming, das schneidig aufmüpfige, faszinierende Pianospiel Baptiste Trotignons und die faustgroßen Basstropfen Remi Vignolos lassen jeden Schmachtfetzen im klassischen Dreieck wie einen bunt schillernden Phoenix auferstehen: Polnareffs „Love Me, Please Love Me“, Elton Johns „Your Song“ oder Serge Gainsbourgs „Je t’aime moi non plus“. Led Zeppelins „Black Dog“ sowie das düstere „The End“ von den Doors taumeln dagegen kopfüber in prickelnde improvisatorische Turbulenzen. Das Trio hat einen Heidenspaß, das stillgelegte Kraftwerk des Rock mit dem Werkzeug des Jazz wieder ans Netz zu nehmen, und das Publikum hat es auch. Eine Riesensause, vor allem, wenn Aldo Romano in der Zugabe schließlich noch mit seiner wunderbar unkompletten Stimme singt: „The Nearness Of You“. Nach den neuen auch ein alter Standard auf seiner langen Reise zum finalen Glück.