Michael Hornstein – Oliver Hahn | 19.09.2020
Eine lebendige Verneigung vor einem der größten, wenn nicht dem größten Komponisten des Jazz gelang dem Duo »Ellington Now!« im Neuburger Birdland. Michael Hornstein und Oliver Hahn brachten die Musik des Duke in kreativer Zweisamkeit auf die Bühne des Jazzclubs.
Ellington ist weithin bekannt als Meister des Bigband-Swing. Er prägte eine ganze Ära. Seine Karriere währte über mehrere Jahrzehnte und seine Kompositionen sind Allzeit-Standards des Jazz. Die Musik eines solchen Giganten also im kleinen Format des Duos. Das klappte, weil Michael Hornstein am Altsaxophon und Oliver Hahn am Flügel die Stücke weder einfach brav nachspielten noch sie als Plattform zur Selbstdarstellung eigener Virtuosität missbrauchten. Vielmehr zelebrierten sie beide die kleinen Feinheiten der Musik des Duke, spürten ihre ungeschliffenen Momente auf, jene Ecken und Kanten, die ja gerade den Reiz der Ellington‘schen Kompositionen ausmachen: Nie zu süffig, nie zu eingängig, immer mit dem Anspruch, dass das Publikum bei allem Vergnügen genau hinhören möge, was es auf sich hat mit wahrer Eleganz. Lebendig dabei stets das Grundbekenntnis, das Ellington allen Jazzern ins Stammbuch geschrieben hat: »It Don‘t Mean A Thing If It Ain‘t Got That Swing«! Nicht zu vergessen die Weltläufigkeit, mit der andere Kulturen nicht in wohlfeilem Exotismus ausgebeutet werden, sondern in ihrer Eigenständigkeit das eigene Selbstbewusstsein inspirieren und bereichern: »Isfahan« und »Caravan«.
In ihren schlanken Duoversionen griffen Hornstein und Hahn auch die Liebe zum kleinen Format auf, die Ellington selbst, u.a. mit dem Bassisten Jimmy Blanton oder seinem musikalischen Alter Ego Billy Strayhorn pflegte. Hornsteins Alto klang satt und markant, vereinte Volumen und Geläufigkeit und ließ immer wieder durchblitzen, dass es im Jahr des 100. Geburtstags von Charlie Parker auch an diesem Abend nicht in der Prä-Bop-Ära zu verbleiben gedenkt. Oliver Hahn widmete sich Ellingtons Erbe mit starker linker und fantasievoll feinsinniger rechter Hand nicht ohne eine feine Prise Humor. Alles in allem ein schöner Jazzabend zwischen unprätentiöser Traditionspflege und entspannter Aktualität.