Echoes of Swing & Rebecca Kilgore | 19.12.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Ein Konzert mit Winterliedern und Christmas-Songs im Gewand des Swing? Klingt nicht eben sonderlich spannend. Ist es aber. Weil sich nämlich Echoes Of Swing der Thematik annehmen, als Gäste die amerikanische Sängerin Rebecca Kilgore und den Gitarristen Rolf Marx mit auf die Bühne des Neuburger Birdland Jazzclubs bitten und mit Originalität, Witz und Können gehörig Schwung in die Bude bringen.

Die üblichen Christmas-Heuler, mit denen man ansonsten pünktlich zum Fest überschüttet wird, und der typische Vintage-Swing, den man so gern aus der Versenkung holt, wenn’s partout besinnlich werden muss oder unbedingt die alten Zeiten wiederbelebt werden sollen, haben an diesem Abend keine Chance. Nein, denn auch bekannte Komponisten wie Hoagy Carmichael und Irving Berlin haben doch nicht nur Standards geschrieben sondern auch bis heute relativ unbekannt gebliebene Stücke, Johann Sebastian Bach klingt doch auch gut, wenn er swingt, und Weihnachten wird’s ja schließlich auch in der Karibik, wenn auch unter Palmen statt unter Nordmanntannen. Also müssen auch Motive aus einer seiner Englischen Suiten und eine waschechte Calypso-Nummer mit ins Programm. Oder Vertonungen von Wintersonetten von Shakespeare und Emily Brontë. Warum auch nicht? Funktioniert doch hervorragend.

Spielformen, die erst weit nach dem Goldenen Zeitalter des Swing entstanden sind, werden munter in die Originale eingewebt und „weil man um diese Nummer einfach nicht herumkommt“, wie Bandchef und Pianist Bernd Lhotzky in seiner unvergleichlich trockenen Art sagt, spielt die Band schließlich dann mit „Winter Wonderland“ doch noch einen echten Gassenhauer. „Es sollte klingen, wie wenn ein Skifahrer nach dem Sturz ein Gipsbein hat und mit Krücken geht“, sagt er und flugs wird aus dem Vierviertel- ein Fünfvierteltakt.

Colin Dawson (Trompete), Chris Hopkins (Altsaxofon), Henning Gailing (Kontrabass), Oliver Mewes (Schlagzeug), Lhotzky und Rolf Marx spielen ungemein tight, sind sehr eng verwoben und klingen doch herrlich transparent. Rebecca Kilgore hat als Sängerin mit Nonchalance, lässiger Grandezza und souveräner Eleganz natürlich eine Ausnahmestellung, pocht aber nicht darauf, sondern fügt sich wunderbar ein in den Klangkörper, dessen Musik in diesem glasklaren aber doch so warmen Sound eine wahre Wohltat ist. Einerseits sagt man ihr ja nach, eine der besten Interpretinnen des American Songbook überhaupt zu sein, andererseits brilliert sie aber auch als Komponistin so hinreißender Stücke wie „It’s Getting To Be That Time Of The Year“, das sie, wie sie erzählt, während eines Schneesturms in Oregon geschrieben hat.

Wer hätte gedacht, dass es unter der Überschrift „Swing“ noch so viel zu entdecken gibt. Noch dazu unter dem Motto „Santa Claus & Co.“ Da muss jeder Weihnachtsmuffel doch unweigerlich zum Fan werden.