Dutch Swing College Band | 24.02.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Da lacht der Herz vieler Fans der guten alten Zeit nur so entgegen. In entspanntem swing drehen acht mehr oder weniger ältere Herren die Zeit schlicht und einfach schlappe 60 Jahre zurück und lassen Old-Time-Jazz erklingen, für den es kein Verfallsdatum zu geben scheint. Mit der 1945 unmittelbar nach der Befreiung von dem Klarinettisten Peter Schilperoort gegründeten Dutch Swing College Band war die wohl traditionsreichste Jazzformation Europas im Ingolstädter Audi Forum zu Gast und bot eine über weite Strecken quicklebendige Dixie-Show.

Lässig und locker vom Hocker swingt die Rhythmuscrew, wie wenn jedem der Musiker eine elastische Sprungfeder innewohnte, exakt und zuverlässig aufeinander abgestimmt, eine präzise geeichte Band, kompakt wie ein Mann – und ab die Post. Die durchwegs kurzen Soli der Bläser kommen ohne Umschweife zur Sache, bringen ihre Ideen knackig und klar auf den Punkt. Auch bei den für den New Orleans Stil typischen Kollektivimprovisationen fällt die Frontline keinen Moment lang auseinander, agieren die Musiker um DSC-Urgestein Bob Kaper mit viel Routine auf höchstem handwerklichem Niveau.

Das Ganze ist selbstredend eher etwas für Jazzfans, deren Herz nicht unbedingt in der musikgeschichtlichen Gegenwart schlägt. Gleichwohl: Auch im Idiom der Prä-Bebop-Ära und ihrer diversen Revivals lässt sich jazzspezifische Vitalität leben und gut gelaunt genießen. Die acht Niederländer lassen kaum Wünsche offen: „Clarinet Marmalade“, „Ballin‘ the Jack“, „African Queen“, „Georgia Swing“, „Dippermouth Blues“, „St. Louis Blues“, nicht zuletzt der „Tiger Rag“ und was der Klassiker mehr sind zeigen, dass die Band das Erbe ihres 1990 verstorbenen Gründervaters treulich verwaltet und lebendig hält, dabei – zumindest im deutlich besseren ersten Set des Abends – nichts an Spielfreude, Lust und Laune verloren zu haben scheint, solange sie beherzigt, was Peter Schilperoort seinerzeit von Duke Ellington gelernt hat: „It dont mean a thing if it ain’t got that swing.“ Mit Ellingtons „Black & Tan Fantasy“ treten die Acht von der DSC im Audi Forum denn auch den Beweis an, dass der swing das eigentliche Lebenselixier des Jazz ist, diesseits und jenseits des großen Teiches, gestern und heute.