Dusko Goykovich – Scott Hamilton Quintet | 12.09.2014

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Saisoneröffnung im Birdland! Die Sommerpause ist vorbei, die Fans strömen in den Keller unter der Hofapotheke, man begrüßt sich mit breitem Lächeln, allenthalben erfreut, dass die Jazz freie Phase ein Ende hat. Das wirkt wie ein Familientreffen. Und wer könnte besser geeignet sein, die Saison zu eröffnen als der Mann, dessen Konzert am 1. Februar 1991 den Jazzkeller in Neuburg eröffnete? Dusko Goykovich!
Spurlos scheinen die Jahre an dem fast dreiundachtzig Jährigen vorbei zu gehen, Jahr um Jahr steht er auf der Bühne wie eh und je, hat weder Esprit noch Luft, weder Konzentration noch Ausdruck eingebüßt. So prasseln die schneidigen Läufe und markanten Highnotes von Dizzy Gillespies „Aw“ so munter, beweglich, druckvoll und sprudelnd ins Gewölbe wie sich bei Goykovichs eigener „Ballad For Miles“ samtweiches Licht über die Zuhörer legt. In hoher physischer und gedanklicher Beweglichkeit beherrscht der gebürtige Serbe, der nach internationaler Karriere seit Jahrzehnten in München lebt, sein Instrument, mit gelassenem, freundlichem Charme muss er schon lange niemanden mehr etwas beweisen als einer der wenigen Europäer, die es auch jenseits des großen Teichs zu einer hoch geachteten Karriere gebracht haben, der nicht von ungefähr heuer mit dem ECHO Jazz für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Kaum einer könnte als Partner besser geeignet sein als Scott Hamilton. Das „runde“ Geburtstagskind bietet am Tenorsaxophon eben jene Bandbreite aus flexiblem Tempospiel und seidenweicher Geschmeidigkeit auf wie Goykovich. Bernhard Pichl am Bösendorfer, Rudi Engel am Bass und Matthias Keul sind als Trio ohnehin eine Bank!
Natürlich wird in einem solchen Konzert das Rad des Jazz nicht neu erfunden. Aber wer braucht das auch an diesem Abend? Schließlich geht es ja um so etwas wie ein Familientreffen, und schließlich gibt es ja auch intakte Familien.