Dusko Goykovich Samba Tzigane Quintet | 12.09.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ende der Semesterferien! Die Sommerpause ist vorbei, die Jazzfans strömen wieder zuhauf in die Neuburger Altstadt wie Verdurstende an die Quelle. Das Dusko Goykovich Samba Tzigane Quintet bestritt den ersten Abend im Spätsommer 2008 und sorgte dafür, dass der Saisonauftakt im komplett ausverkauften Birdland Jazzclub vollauf gelang: Die optimale Dosis zum Wiedereinstieg für alle in den Semesterferien entwöhnten Jazzsüchtigen.

Am 14. Oktober wird Dusko Goykovich 77 Jahre alte. Nichts hat der heute in München lebende Trompeter aus Jajce in Bosnien, den es schon in früher Jugend hinauszog in die große weite Welt des Jazz, eingebüßt an Strahlkraft und Souveränität. Mühelos, schwerelos, brillant bläst er im uptempo schneidige Highnotes nur so in den Keller. Ein gut Teil gelassene Altersweisheit freilich ist auch zu spüren, die um so stärker zum Tragen kommt, wenn Dusko Goykovich zum Balladenspiel anhebt, jener Disziplin, in der er nach wie vor Meister aller Klassen ist. Keiner hat diese Mischung aus Geschmeidigkeit, Innigkeit, Persönlichkeit und samtigem Blues drauf! Dusko Goykovich ist Musiker durch und durch, hat sich Stetigkeit, Charakter, Identität bewahrt und sein Spiel zu höchster Reife gebracht in fast 60 Jahren einer Laufbahn, die ihn durch die ganze Welt des Jazz führte. Sein Sound hat einen hohen Wiedererkennungswert – in Neuburg zumal, wo er in schöner Regelmäßigkeit Konzerte gibt – beständig, klar und unverkennbar, in wohltemperierter Leidenschaft, kultiviert und von unmittelbar einprägsamer Handschrift.

Als noch kein Mensch von Weltmusik redete, flocht Dusko Goykovich schon seine südosteuropäischen musikalischen Empfindungen in den Jazz ein, spielte den Balkan Blues. So ist es wenig überraschend, dass er sich einmal mehr einem multikulturellen Jazzprojekt widmet: Samba Tzigane heißt das Stichwort, unter dem Samba, Bossa nova, Gypsy-Sound, Balkan Blues und klassischer Jazz lupenreiner Bebop-Tradition zusammenfinden.

Dass Dusko Goykovich eine Band der Sonderklasse zur Seite hat, versteht sich. Der Giterrist Pedro Tagliani, Ciro Trindale am Bass und Guido May am Schlagzeug sorgen für lebendigen Puls, feurige Farbe, kultiviertes Temperament. Und dann ist da noch Céline Rudolph, eine Sängerin, deren variable charaktervolle Stimme in sehnsuchtsvoller Emotionalität und fein gewiegter Exotik nur so schwelgen lässt und wie geschaffen scheint, vom sanften Flügelhorn umschwebt zu werden.