Bruno De Filippi Quintet | 13.09.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Jazz und Mundharmonika: Toots Thielemans, Belgien. Hendrik Meurkens, Holland. Jens Bunge, Deutschland. Ganz abgesehen mal von den Bluesharp-Spielern in Amerika, war da noch wer? Na aber hallo: Bruno De Filippi, Italien! Der zierliche Mailänder hat Swing und Blues verinnerlicht wie kaum einer, der das Instrument aus Kanzellenkörper, Stimmzungen und Stimmplatten an die Lippen drückt. Gemeinsam mit dem Gitarristen Lorenzo Petrocca und Band gab Bruno De Filippi im Birdland Jazzclub ein sehr entspanntes Konzert.

Zuerst die Band: Da ist Lorenzo Petrocca und sein quecksilbrig flüssiges, prickelnd perlendes Gitarrenspiel, sensitiv, warmherzig, nicht zuletzt im Duo mit Bruno de Filippi „in a sentimental mood“. Um den ausgezeichneten Gitarristen hat sich eine Rhythmuscrew bekennender Swing-Infizierter versammelt. Joachim Scheu mit seiner schnittigen Pianistik und die kultivierte Rhythmusarbeit von Jens Loh am Bass und Armin Fischer am Schlagzeug ergänzen sich zu einem anregend swingenden Begleittrio, das an Eleganz dem Chic von Bruno De Filippis Mailänder Heimatstadt durchaus entspricht.

Bruno De Filippis Mundharmonika wirkt wie ein „echtes“ Blasinstrument mit zupackendem Sound und unmissverständlicher Konsequenz der Entscheidung, die der heute 77jährige als 16 Lenze zählender Jüngling spontan getroffen hat, als er im Kino Louis Armstrong sah und beschloss: Ich werde Jazzmusiker. Nicht nur Laune des Schicksals, sondern Ausdruck seiner Klasse: Etliche Jahre später stand er mit seinem Idol auf der Bühne. Nicht dass er sich heute auf solchen Lorbeeren ausruhen würde. Der ältere Herr ist quicklebendig, wach, fit wie ein Turnschuh und spielt Musik, der zuzuhören schlicht Spaß macht. Mundharmonika, Jazz, Italien – Wer’s noch nicht wusste: Die Verbindung sollte man sich merken.