Curtis Stigers & Band und Till Brönner & Band | 11.07.2008

Neuburger Rundschau | Elke Böcker
 

(Sommerjazz 2008)

Nach einem fulminanten Auftakt am Eröffnungsabend setzten beim Sommerjazz 2008 auch die Musiker des zweiten Festivalabends markante Zeichen in den sommerlichen Schlosshof. Curtis Stigers, bekennender Jazzsänger, und Till Brönner, derzeitiger Liebling der deutschen Musikwelt zogen in zwei wundervollen Konzerten nahezu alle Register um ihre Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle zu stürzen.

Curtis Stigers mit seiner Band erwies sich als wagemutiger Akrobat auf dem sehr schmalen Grad zwischen schmelzendem Kitsch, melodiösem Pop und kraftvollem Jazz. „There Is A Reason For Love“, „Baby Tonight“, „Real Emotional Girl“- eine Eigenkomposition – oder faszinierende Scat-Einlagen zeigten, dass der Hitlistenstürmer sich in vielen Genres zuhause fühlt. Er flirtete heftig mit Rock und Blues, tänzelte in seiner ganz eigenen Interpretation ironisch zwischen Songs von Emmylou Harris und Bob Dylan und griff immer wieder zum Tenorsaxophon. Ausdrucksstarken Rückenwind erhielt er dabei von seiner Band mit Matthew Fries an einem leichten, perlenden Piano, Keith Hall, der am Schlagzeug für groovigen Rhythmus sorgte, Cliff Schmitt mit einem volltönenden Bass und Jon Sneider, dem alten Weggefährten an der Trompete.

Beinah punktgenau entleerte der Himmel seine Regenwolken zwischen die heißen Rhythmen der beiden Konzerte. Doch Till Brönner und seiner Superband mit Wolfgang Haffner am Schlagzeug, Dieter Ilg am Bass, Johan Leijonhufvud an der Gitarre, Roland Pfeil an der Percussion und Daniel Karlsson am Piano gelang es schnell, den Schlosshof samt der tapfer ausharrenden Gäste wieder trocken zu blasen und die Gemüter mit sanftem, samtigen, fast überirdischem Ton zu besänftigen. Für höhere Temperaturen sorgte er dann mit heißen Rhythmen aus Brasilien, wo jedes Kind das „Girl von Ipanema“ kennt. Auch Till Brönner fasste tief in die Wundertüte des Jazz, zauberte mit Titeln von Chet Baker, Leonard Cohen oder dem Brasilianer Joe Donato und so mancher Eigenkomposition Stimmungen vom Rande der Zeit oder vom Zuckerhut. Dabei agierte der faszinierende Trompeter in umgekehrter Reihenfolge wie Curtis Stigers – ab und an legte er die Trompete ab und sang, z.B. „In this Morning“. Seine humorvolle Anspielung auf eine frühstückslose Gasthausunterkunft in Neuburg – „No Breakfast“ – blies er aber dann aber doch wieder auf der Trompete.

Seine äußerst positive Verbindung zu Neuburg brachte der Jazzstar dann auch mit einem Dank an Manfred Rehm zum Ausdruck. Er habe selten eine Stadt erlebt, in der Musik so verankert ist, bekannte Brönner: „Immer, wenn ich hier wieder weg muss, lasse ich ein Stück Herz zurück.“